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Wenn ich mich an mein erstes Handy ohne Kamera zurückerinnere und daran, wie cool es war, danach auf ein Handy mit einer satten VGA-Kamera zu wechseln und man dann die Geräte 10 Jahre später mit 13 und mehr Megapixeln sieht, ist es kein Wunder, dass Smartphones den Digitalkameras längst den Rang ablaufen. Auch das Samsung Galaxy S4 verfügt über eine hervorragende Kamera – Zeit, sich das gute Stück näher anzusehen.

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Erst die nackten Fakten: Das Samsung Galaxy S4 setzt auf einen Sony IMX135 Sensor mit 13 Megapixeln (theoretisch, dazu gleich mehr) und einer Sensorgröße von 1/3.06 Zoll. Ein winziger Chip verglichen etwa mit dem APS-C großen Sensor in einer NX300, trotzdem ist die Leistung für ein so kompaktes Gerät erstaunlich. Was allerdings fehlt ist eine optische Bildstabilisierung. Schade, bei Videos lässt sich zwar eine digitale Bildstabilisierung hinzuschalten, aber diese ersetzt natürlich keine optische Stabilisierung.

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Übrigens: 13 Megapixel gibt es auf dem Papier. Diese sind per Default nicht ausgewählt, sondern stattdessen die größtmögliche Auflösung im 16:9 Format mit 4128×2322 Pixeln (9,6 Megapixel). Ist natürlich noch immer eine Menge, sollte man aber wissen. Megapixel sagen natürlich wenig über die Qualität der Bilder aus: Bei einem derart kleinen Sensor und einer so hohen Auflösung ist ein gewisses Rauschen bei bestimmten Lichtverhältnissen einfach vorprogrammiert.

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Das Prunkstück ist die Kamerasoftware. Samsung bietet hier eine ganze Menge verschiedener Funktionen und Optimierungen. Das Interface hat sich seit dem Galaxy S III oder Note II stark geändert und ähnelt nun mehr dem der Galaxy Camera: Kacheln oder Rad – zwei Ansichten für die verschiedenen Optionen in den Modi der Kamera.

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Und diese Modi haben mich teilweise begeistert: Da ist cooler Kram dazwischen, der für Schnappschüsse echt erstaunliche Ergebnisse liefert. Samsung bewirbt hier ja gerne Sound&Shot und die Dual-Kamera. Ganz ehrlich: Sound&Shot (Bild mit Tonaufnahme hinterlegt) war mir nicht mal ein Video wert und auch die Dual-Kamera (Front- und Rückkamera sind aktiv, der Fotograf kann sich selber mit in das Bild einschneiden) finde ich eher eine nette PR-Idee die aber zu keinen guten Ergebnissen führt. Wenn ich im Bekanntenkreis Bilder sehe, die damit aufgenommen wurden, werden eher Erinnerungen an frühe ClipArt-Zeiten wach. Abgesehen von den beiden Funktionen gibt die Kamera aber viel gutes her.

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Die Automatik

Im Menü unter „Auto“ zu finden – quasi der Immerdrauf-Modus. Hier muss man nichts einstellen, die Bilder die es am Ende gibt sind nicht verkehrt. Samsung müsste meiner Meinung nach hieran noch etwas feilen: Automatik bezieht sich nur auf Belichtungszeit und Blende, der „Nachtmodus“ (später mehr) wurde bei mir nicht angewählt – schade. Gerade bei Low-Light Situationen müsste man dem Nutzer das Knipsen häufig erleichtern. So gibt es leider häufig unnötiges Bildrauschen bei Nachtaufnahmen. Trotzdem: Die Bilder sind gut, die Qualität auch, die Farben schienen mir natürlich, manchmal aber auch ein wenig zu blass. In diesem Modus lässt sich übrigens auch der Burst-Modus verwenden: Einfach länger den Auslöser drücken und bis zu 20 Bilder werden in wenigen Sekunden aufgenommen und dann im internen Speicher untergebracht. Bringt natürlich einen Foto-Wulst mit sich, empfehlenswerter ist da wohl die Funktion „Bestes Foto“, hier werden 8 Aufnahmen gemacht und automatisch die beste vorgeschlagen, spart Zeit und Speicherplatz. Hier ein Beispielsbild – klicken zum vergrößern. Ich könnte noch hunderte andere Bilder hochladen – der Modus reicht für 90 Prozent der Situationen dicke aus.

Automatik

Panorama

Kennen wohl die meisten, hiermit macht man diese tollen Fotos vom Urlaub und die Facebook-Bekanntschaft neidisch zu machen. Das Samsung Galaxy S4 kann sowohl aufrecht als auch „liegend“ Panoramabilder machen, in aufrechter Lage können damit Bilder mit über 60 Megapixeln (!) geschossen werden. Dafür muss das Galaxy S4 allerdings auch so gut wie möglich auf einer Höhe gehalten werden, sodass auch die Aufnahme in einer geraden Linie gelingt und nicht oben und unten Teile von dem Programm abgeschnitten werden, um ein gerades Bild zu erhalten. Sieht am Ende dann beispielsweise so aus:

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Das komplette 8 MB große Bild mit knapp 36 Megapixeln habe ich euch hier mal in eine Dropbox gepackt (klick). Eine gute Qualität und sogar die krassen Belichtungsunterschiede waren kein größeres Problem, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Allerdings hoffe ich, dass Samsung dann auch irgendwann eine Photo Sphere ähnliche Funktion auf die Geräte bringt um 360° Panoramas zu ermöglichen.

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Animiertes Foto

Gifs feiern gerade eine Renaissance im Web und Samsung liefert hier mit der Funktion „Animiertes Foto“ eine echt praktische kleine Funktion, die immer wieder für lustige Ergebnisse sorgt. Erst nimmt die Kamera ein bis zu 5 Sekunden langes Video auf, um danach die bewegten Bereiche zu „erkennen“. Diese werden dann vorgeschlagen, es lässt sich aber auch manuell festlegen, was sich bewegen soll und was nicht. Im Video habe ich das ausführlicher gezeigt. Praktisch, lustig – allerdings muss man beim Verarbeiten darauf achten, wie die Videos laufen. Ich hatte mich gewundert, warum Samsung die Gifs auf Vor-Zurück eingestellt hatte und eine Option zum Umstellen hatte ich übersehen, diese gibt es nach der Aufnahme bei der Auswahl der bewegten Bereiche. Wenn man es übersieht, schaut das Ergebnis so aus (Klicken zum Abspielen):

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Klangfarbe – HDR

HDR ist so eine Sache: High-Dynamic-Range Bilder werden durch mehrere unterschiedlich belichtete Bilder die zu einem Bild zusammengerechnet werde erzeugt und haben den Vorteil, dass sie (wenn man es mit diversen Bearbeitungsmöglichkeiten am PC nicht übertreibt) Bilder mit sehr stark und sehr schwach belichteten Bereichen insgesamt gut darstellen. Kurz: Ein überbelichtetes, ein normal belichtetes und ein unterbelichtetes Foto werden zu einem Bild zusammengerechnet. Funktioniert auf dem Galaxy S4 gut, ist inzwischen allerdings auch beinahe „Standard“. Ich würde mir aber wünschen, dass auch die Automatik diesen Modus häufiger selbstständig anwählt, da der Laie wohl wenig damit anfangen kann.

HDR

Drama

Drama. Das Wort klingt fast zu negativ für eine echt coole Funktion: Das Galaxy S4 zeichnet ein kurzes Video auf und „erkennt“ danach, welches Objekt sich bewegt hat. Dessen verschiedene Positionen im Video können danach als Bilder in ein Gesamtbild eingefügt werden. Klingt kompliziert, ist es im Ergebnis auch – allerdings mit ein bisschen Übung durchaus zu meistern. Wichtig ist allerdings, dass 1. das Licht passt (mein Beispielsbild im Video hatte deutlich zu starkes Gegenlicht) und 2. Der Fokus vernünftig sitzt. Das ist eigentlich der noch schwierigere Teil. Passt beides, kann man die verschiedenen Positionen eines Objektes per Hand in einem Bild zusammenfassen. Die Auflösung des Bildes liegt am Ende knapp unter der eines FullHD-Videos und man muss stark aufpassen, dass man dem bewegten Objekt nicht beim auswählen der verschiedenen Funktionen diverse Körperteile digital abschneidet – mit ein bisschen Übung sind die Ergebnisse gut. Allerdings dürften Besitzer eines Nokia Lumia 925 hier selbstbewusst lächeln – dort gibt es die Funktion ähnlich und meiner Meinung nach noch funktionaler.

Drama

Sport

Sportfotografie ist nicht gerade einfach: Kurze Verschlusszeiten bei so viel Offenblende wie möglich um noch halbwegs gute ISO-Werte zu erreichen. Mit dem Smartphone reicht es häufig nur für Schemen. Samsung hat bei dem Galaxy S4 den Modus „Sport“ mit an Bord, dieser löst sofort aus, verzögert danach leicht und lässt seinen hervorragenden Algorithmus das Bild erstaunlich scharf zaubern. Praktisch, damit auch ungeübte sogar mit dem Smartphone scharfe Bilder von schnellen Bewegungen auf das digitale Zelluloid bannen. Trotz Gegenlicht und leichter Dämmerung waren die Ergebnisse bei mir noch erstaunlich. Klicken zum Vergrößern 😉

Sport

Best Face

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Eine Funktion die mich schon bei dem Galaxy Note II absolut begeistert hat und bei dem Galaxy S4 noch leichter zugänglich ist: Best Face. Ganz ehrlich eine Killerfunktion. Viel zu selten genannt und gezeigt. Denn wer kennt das Problem nicht: Auf jedem Gruppenfoto schaut einer dumm aus der Wäsche, hat die Augen zu oder lässt den latenten Clown in sich frei. Mit Best Face macht das Galaxy S4 insgesamt 5 Bilder und „erkennt“ danach die Gesichter. Diese können dann angeklickt werden um von den fünf Bildern das beste auszuwählen für dieses Gesicht. Man puzzelt sich quasi das optimale Gruppenbild. Funktioniert erstaunlich gut und ist eigentlich immer wieder eine Funktion mit Wow-Effekt. Im Video etwa ab Minute 12 zu sehen.

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Schönes Portrait

Eine fiese Funktion. Oder eine der nettesten die möglich ist. Pickel, Unreinheiten und Co. verschwinden. Das Problem ist, dass anders als bei Huawei die Intensität nicht einzustellen ist. Mit Glück sieht das Foto gut retuchiert aus, mit Pech sieht man aus wie im Grundschulalter. Bei Low-Light sollte man ohnehin die Finger von der Funktion lassen, ansonsten schlägt Bildrauschen und Körnung mit aller Härte zu. Bei gutem Licht kann man aber durchaus sein Glück mit der Funktion versuchen – wirkt halt nur leicht künstlich.

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Radierer

Schwer zu zeigen irgendwie. Praktisch aber für bewegte Plätze: Das Galaxy S4 nimmt mehrere Bilder auf und rechnet Personen heraus, die durch das Bild latschen. Hat bei mir auf dem Kölner Dom geholfen: Jemand achtet nicht darauf, dass jemand versucht mit dem Galaxy S4 ein Bild zu machen und latscht quer durch die Aufnahme. Vorausgesetzt man war vorher so klug auf die Option Radierer zu gehen, lässt sich das Bild am Ende noch immer gut anschauen. Trotzdem eher eine Funktion die nice to have ist. Bei mir im Alltag quasi nie genutzt.

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Nachtmodus

Feuerwerk_LLS

Bääämm. Nokia hat größere und lichtempfindlichere Sensoren und trotzdem muss sich das Samsung Galaxy S4 eigentlich nicht dahinter verstecken – vorausgesetzt man wählt bei schlechten Lichtverhältnissen den Nachtmodus. Leider ist der Automatik-Modus in dieser Hinsicht ziemlich verbesserungsbedürftig. Ich hätte mir häufig gewünscht, dass automatisch zum Nachtmodus oder LLS-Modus gewechselt würde. Der normale Nutzer wird ihn selten manuell anwählen, eigentlich schade. Im LLS (low light shot) Modus schlägt ein ziemlich genialer Algorithmus zu, der Rauschen und Co auf ein verschmerzbares Niveau bringt. Im Detail macht sich dort leider die Schwäche der Automatik bemerkbar, bei dem LLS-Modus ist es aber erstaunlich, wie sehr man sich bewegen darf. Der Modus verschmerzt erstaunlich viel. Klar, Feuerwerk und Co. kann man mit einer DSLR oder Systemkamera inklusive Stativ besser einfangen – aber für ein Smartphone waren da die Ergebnisse schon gut, mehr Bilder gibt es hier. An der Uni fand ich das Ergebnis schön deutlich: Oben Bild im Auto-Modus, darunter im LLS-Modus.

Foto im Auto-Modus

Nachtmodus

Im Detail wird hier einiges geglättet und sieht deutlich genauer aus: Hier ein Crop, rechts das LLS-Bild – klicken zum vergrößern.

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Hat mich immer wieder verblüfft, wie gut der Algorithmus sogar bei schwachem Licht für brauchbare Bilder sorgt, allerdings ist es unglaublich schade, dass der Modus nicht auch automatisch von der Automatik angewählt wird.

Fazit: Das Samsung Galaxy S4 liefert echt erstaunlich gute Bilder je nach Modus und hat den verspielten Schnickschnack den ein Smartphone heute braucht. Einige Funktionen haben wirklich einen Wow-Effekt (besonders Best Face sorgte immer wieder für Verwunderung). Klar, die Kamera ersetzt keine Spiegelreflexkamera, aber für viele Nutzer reicht sie dicke aus. Hier das Video, ab Minute 11 kommen die verschiedenen Funktionen dann auch im Video – viel Spaß.

Videolink

Transparenz: Das hier verwendete Samsung GALAXY S4 habe ich im Rahmen des Samsung Mob!ler Programms erhalten. Das Gerät ist an eine konkrete Aufgabenstellung gekoppelt. Diese Aufgabenstellung wird mit Wettbewerbscharakter an die Mob!lers weitergegeben. Nach erfolgreicher Umsetzung der Aufgabenstellung darf das Gerät behalten werden. 

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