Auch gestern wurde in den USA wieder im Prozess zwischen Apple und Samsung getagt. Einmal mehr kam „prior art“ zur Sprache, Samsung zeigte eigene Tablet-Entwürfe aus der prä-iPad Ära und bekommt ein großes Zeitproblem:
Wie auch vor zwei Tagen brachte Samsung erneut vor, dass Apples Patente ungültig seien, da es die geschützten Techniken bereits vorher gegeben hat. Als erstes der 1938 geborene Dr. Andries van Dam, einer der ältesten Informatikprofessoren überhaupt (derzeit Brown University, Rhode Island), welcher der Jury erklärte, dass das sog. „Bounce-Back“-Patent (das Springen an Seitenrändern) bereits auf dem DiamonTouch Table in ähnlicher Form gezeigt wurde und außerdem auch bei dem LaunchTile-System eingesetzt wurde. Beide Stücke von „prior art“ seien aber von dem US-Patentoffice nie erwähnt worden, man hat sie schlichtweg nicht gekannt. Apple hatte hier nur wenig zu entgegnen: 1. dass das Userinterface ja auf eine andere Seite zurückführe (van Dam entgegnete, dass dies nicht in dem Patent beschrieben sei) und 2. ja auf einem Touchscreen laufen würde. Van Dam entgegnete schnell, dass es nur um die Funktion der Nutzeroberfläche und nicht den Einsatzort ging. Punkt für Samsung.
van Dam says he’s making $1K/hour testifying for Samsung and has put 460 hours on this case so far. Guess we can all do the math. – @Swiftstories
Danach wurde es anschaulich, Stephen Gray – ein gut bezahlter Zeuge Samsungs (1000$/Stunde, bereits 460 Stunden abgerechnet) – demonstrierte auf einer Multitouch-Oberfläche eines Prototyps von Jeff Han aus dem Jahr 2006 das Zoomen mit zwei Fingern. Die Jury dürfte sich über die praktische Demonstration von „prior art“ gefreut haben, abseits der trockenen Theorie.
Samsung zeigte danach interne Emails aus Oktober 2009, die zeigen sollten, dass Samsung bereits zu diesem Zeitpunkt an einem Tablet arbeite. Außerdem zeigte Samsung einen, auf den 6. Januar 2010 datierten, Design-Entwurf des Galaxy Tab – erstellt also wenige Tage vor der Vorstellung des iPad 1. Dazu wurde erklärt, dass das Display gerade sein müsse für eine einfache Produktion und 10.1 Zoll wegen der Effizient bei der Herstellung von Glasoberflächen zu tun hatte. Der Rahmen sei überdies so vorhanden, damit der Nutzer nicht auf den Touchscreen kommen kann ohne es bei einem Griff zu wollen.
Wow, Apple has used 18:01, Samsung has used 22:25. Samsung only has 2.5 hrs left – @FedCourtJunkie
Alles spannend und gefühlt konnte Samsung auch punkten, allerdings gibt es ein ganz großes und noch immer wachsendes „Aber“: Apple hat von den 25 Stunden Vortragszeit die zur Verfügung standen bisher 18:01 Stunden genutzt. Samsung schon 22:25 Stunden. Ich schreibe seit Tagen, dass Samsung ein Zeitproblem bekommt und bisher hat man noch nicht mal Zeugen vorgebracht für den Schaden der durch die Nutzung eigener Patente durch Apple entstanden ist. Wenn man sich nun beeilen muss ist die Frage, ob die Jury noch alles versteht … man wird es sehen, Apple und Samsung bleibt spannend. Der letzte Tag wo verhandelt wird dürfte nächste Woche Dienstag (21. August) sein, ab dem 22. August geht die Jury dann in die Entscheidungsfindung über!
Ein wirklich sehr interessantes Video!
Ich denke auch, dass es ein dicker Punkt für Samsung war.
..wie begeistert die Zuschauer bei 2:58 sind, als er Fotos zoomt. Aus heutiger Sicht kann das ja jedes Smartphone vom Grabbeltisch.
Musste auch lachen 😀
Wenn ich euch bei uns den Computertischbildschirm mit Multitouch zeige jubelt ihr auch, wie die Leute damals, da dies noch ein wenig verbreites Hilfsmittel in Büros ist.
Klar sobald etwas zum Standard ausgerufen wird, ist der Woweffekt vorbei.
Ich bin immernoch begeistert vom pinch to zoom 🙂
Man muß sich ja nur amerikanische Serien anschauen: bei CSI Miami sind die Bildschirme durchsichtig, bei Hawaii-Fünf-Null legt man das Smartphone auf den Monitortisch und alle Inhalte des Smartphones sind auf dem Schirm abzurufen (ich weiß, soetwas hat Samsung auch schon gezeigt).
Irgendwie ist die amerikanische Polizei besser ausgestattet als die Brücke der Enterprise. Zumindest im TV…
und apple hat die noch nicht verklagt °-°
..wobei die ersten Folgen (oder Staffel?) bei Hawaii-Fünf-Null bewusst von Microsoft gesponsert waren, um Windows Phone zu pushen. Das führte zu lächerlichen Szenen in denen immer wieder das Windows Phone-Smartphone hervorgeholt wurde, obwohl das für die Handlung irrelevant war. Ich erinnere mich daran, dass der Cop versucht einen SMS zu tippen und der andere Cop sagt, "Halte das doch mal quer, dann ist die Tastatur größer". Das alles dann in Großaufnahme, wo man schön die Windows-Geräte erkennen konnte.
Später waren dann die Tablets und Monitortische in der Basis auch mit Windows-Oberflächen zu sehen.
Inzwischen sieht man das nicht mehr…pumpt MS kein Geld mehr?