Mit dem Galaxy S8 hat Samsung 2017 ein Brett vorgelegt und eine Benchmark in Sachen Smartphonedesign gesetzt. Für dieses Jahr wiederum waren die Gerüchte im Vorfeld sich relativ einig darüber, dass das Samsung Galaxy S9 wohl eher eine Evolution des Galaxy S8 und kein ganz so großer Schritt werden würde. Zeit für ein ausführliches Hands-On mit dem Samsung Galaxy S9 und Samsung Galaxy S9+.
Vorab hatte ich die Möglichkeit, das Samsung Galaxy S9 schon etwas länger auszuprobieren – für einen ersten, ausführlichen Eindruck hat es gereicht, natürlich folgen aber noch weitere Videos auf dem Kanal.
Das Samsung Galaxy S9 Hands-On. BITTE den Daumen hoch auf YouTube geben ?
Videolink
So zeigt man YouTube, dass die Qualität passt und die Videos landen vor dem sonst üblichen SEO-Müll. Danke.
Die Spezifikationen des Galaxy S9 und Galaxy S9+
- Samsung Galaxy S9: 5,8 Zoll SAMOLED Infinity Display, 18,5:9 Seitenverhältnis mit 2960×1440 und GorillaGlass5
- Samsung Galaxy S9+: 6,2 Zoll SAMOLED Infinity Display, 18,5:9 Seitenverhältnis, 2960×1440 Pixel, GorillaGlass 5
- 12 MP, Dual Pixel, PDAF, f1.5/f2.4, OiS Hauptkamera. Das Samsung Galaxy S9+ hat zudem eine zweite 12MP Kamera mit f2.4 und der doppelten Brennweite der Hauptkamera.
- 8MP f1.7 Frontkamera mit AF
- Exynos 9810 Octa, 64bit, 10nm, 2,7GHz Quad+1,7GHz Quad
- 4GB LPDDR4 RAM (Galaxy S9); 6GB LPDDR4 RAM (Galaxy S9+)
- USB 3.1 Type-C, Wireless Charging
- Gigabit LTE Cat 18, 4×4 MIMO/CA, Bluetooth 5.0 LE, WiFi a/b/g/n/ac, NFC, GPS
- 3.000 mAh (Galaxy S9); 3.500 mAh (Galaxy S9+) Akku
- Fingerprint-Scanner, 3,7MP Iris-Scanner, Intelligent Scan
- IP68-Zertifizierung
- Android 8.0 Oreo mit Samsung Experience 9.0
- 147,7×68,7×8,5mm; 163 Gramm (Galaxy S9)
- 158,1×73,8×8,5mm; 189 Gramm (Galaxy S9+)
- Drei Farben zum Start in Deutschland: Midnight Black, Orchid Gray, Lilac Purple
- Preis: 849 Euro UVP (Galaxy S9); 949 Euro UVP (Galaxy S9+)
- Ab dem 16. März im Handel verfügbar, vorbestellbar ab dem 25.02.2018 19 Uhr
Samsung Galaxy S9: das Design
Bei Samsung konnte man seit dem Galaxy S6 eine sehr interessante und gelungene Designsprache im Wandel erkennen. Mit dem Galaxy S6 setzte man auf Glas und Metall und erstmals ein gewölbtes Display, das Galaxy S7 hatte dann neu eine abgerundete Rückseite und eine IP67-Zertifizierung und das Samsung Galaxy S8 hatte dann 2017 das Infinity Display und verzichtete auf einen physischen Homebutton. 2018 kommt nun das Samsung Galaxy S9 und offenbar hat Samsung mit dem Galaxy S8 die größeren Designänderungen abgeschlossen, denn das Design des Galaxy S9 unterscheidet sich nur in Details von dem Vorgänger.
Auf der Front sitzt ein 5,8 (S9) oder 6,2 (S9+) Zoll großes SAMOLED Display. Abgerundete Ecken und ein dünner Rahmen – mehr ist auf der Front kaum zu finden. Das hatte Samsung auch beim S8 getan und behält dieses viel gelobte Design bei. Die einzige Änderung auf der Front ist, dass der Rahmen unterhalb des Displays etwas dünner geworden ist – die Asymmetrie stört nicht, tatsächlich fällt diese Änderung selber kaum auf.
Das Display des Galaxy S9 ist herausragend, wie zuvor schon beim Galaxy S8. Die Farbdarstellung ist toll, das Seitenverhältnis angenehm, die Edge ergonomisch und der Homebutton als druckempfindlicher Bereich des Displays dann noch virtuell vorhanden.
Die erste Änderung die eher auffällt, ist der Rahmen: beim Galaxy S8 war dieser auf Hochglanz poliert. Das ließ das Gerät schnell zerbrechlich wirken. Beim Galaxy S9 geht Samsung nun zurück zu mattiertem Metall. Der Rahmen liegt mittig zwischen Front- und Rückseite. Unterhalb der Lautstärkewippe liegt wie schon beim Galaxy S8 ein dedizierter Bixby-Button. Samsung hält hieran trotz beachtlicher Kritik 2017 fest. Schade.
Der Lautsprecher auf der Unterseite sieht nun anders aus. Wichtiger aber ist, dass Samsung endlich auch den Hörmuschel-Lautsprecher als Lautsprecher nutzt und so eine beachtlich guten Dolby Stereo Sound ermöglicht. Ein solch guter Sound war von einem so kleinen Gerät nicht zu erwarten.
Auf der Rückseite gibt es dann die nächste Neuerung in Form einer neuen Farbe: in Anlehnung an die Patone „Farbe des Jahres“ bringt Samsung das Galaxy S9 in einer schwarzen, einer blauen und nun neu, einer lila/violetten Farbe. Silber, weiß und gold fehlen, eine graue Version kommt nicht nach Deutschland.
Die Rückseite selber setzt wieder auf gewölbtes Glas wie schon beim Galaxy S8, zwei Neuerungen fallen aber auf: zum einen hat Samsung den absoluten Ergonomie-Fauxpas des Fingerprint-Scanners behoben und diesen unter die Kamera gezogen. Gut.
Zum anderen unterscheidet man nun mehr zwischen dem Galaxy S9 und dem Galaxy S9+. Während das Galaxy S9 auf die 12MP-Kamera mit einer variablen Offenblende von f1.5 und f2.4 setzt, hat Samsung dem Galaxy S9+ eine Dual-Kamera spendiert, welche zudem eine Zoom-Linse mit f2.4 bietet. Ähnliches hatte es schon beim Galaxy Note8 gegeben. Zur Kamera komme ich gleich noch genauer.
Das Design ist so eine sehr, sehr leichte Evolution des Designs des Samsung Galaxy S8. Nicht mehr. Auf den ersten Blick kann man das Gerät nur anhand der Rückseite und des nun brauchbar platzierten Fingerprint-Scanners erkennen – außerdem an der Dual-Kamera des Galaxy S9+. Andere Änderungen am Design brauchen dagegen schon ein Auge für kleine Details. Das Samsung Galaxy S9 sieht toll aus, ist herausragend verarbeitet und fühlt sich super an, keine Frage – aber ein Wow-Effekt wie noch bei der Vorstellung des Galaxy S8 bleibt aus.
Die Hardware des Samsung Galaxy S9
Samsung hat wie üblich der S-Serie ein absolutes High-End-Paket spendiert. Unter der Haube schlägt ein neuer, bärenstarker Exynos 9810 SoC mit 2,7 GHz Taktung auf dem Performance-Quadcore. Eine starke, noch nicht näher genannte GPU ist an Bord und dank 10nm ist der SoC als solcher auch effizient. Mit LTE Cat 18 kann man je nach Region theoretisch mit Gigabit-Speed surfen. In den USA gibt es statt des Exynos 9810 einen Snapdragon 845, der wohl minimal schwächer ist – der normale Nutzer merkt hiervon aber sicher nichts.
Neu ist allerdings, dass Samsung dem Galaxy S9+ 6GB LPDDR4 RAM spendiert, wie man es schon beim Note8 machte. Das normale Galaxy S9 dagegen erhält „nur“ 4GB LPDDR4 RAM. Warum Samsung derart zwischen den Geräten unterscheidet bleibt schleierhaft. Beide Geräte kommen zum Start mit 64GB UFS-Speicher intern, der via MicroSD um offiziell 400GB erweitert werden kann.
Beim Akku wiederum gibt es quasi keine Neuerung: 3.000 mAh beim Galaxy S9 hatte man schon beim S8 gesehen, die 3.500 mAh des Galaxy S9+ sind vom S8+ bekannt. Samsung bietet hier erneut wireless charging, verzichtet aber auf eine schnellere Lademöglichkeit wie etwa Quick Charge 3.0, beim Akku möchte man nach dem Note7 offenbar weiterhin nichts riskieren. Tatsächlich hätte ich mir in Sachen Hardware beim S9 vielleicht auch 6GB RAM und eine Ladetechnik wie QC 3.0 gewünscht, dennoch ist bei der Hardware eigentlich kaum Anlass für Kritik gegeben.
Samsung Galaxy S9: Die Software
Auf dem Samsung Galaxy S9 läuft Android 8.0 Oreo. Leider gibt es inzwischen schon Android 8.1 und Samsung ist in Sachen Updates immer etwas träge, weshalb die neues Android-Version zum Start wünschenswert gewesen wäre.
Als Nutzeroberfläche setzt Samsung auf die neue Experience UI 9.0. Kein AI im Namen, offenbar möchte man sich nicht am Bullshit-Bingo der AI-Begriffe beteiligen in dieser Hinsicht. Neben kleineren Änderungen beim Icon-Design und in einzelnen Anwendungen fällt besonders auf, dass Samsung dem Galaxy S9 nun einen Landscape-Modus spendiert hat. Laut Samsung wird das Gerät wegen des tollen Displays viel für Multimedia genutzt und wenn man zwischen Anwendungen dann immer die Ausrichtung des Systems ändern muss, kann dies stören. Ob aber ein drehbarer Homescreen im Alltag nicht ebenso nervig sein kann bleibt abzuwarten – im Zweifel kann man dies deaktivieren.
Bixby ist nun an Bord und kann dank Google live in der Kamera mit AR (auch ins Deutsche) übersetzen, ein nettes Feature. Deutsch kann Bixby Voice aber beispielsweise bis heute nicht. In Sachen Security ist – neben dem nutzbaren Fingerabdruck-Sensor, der aber keine Geschwindigkeitsrekorde ala Huawei aufstellen wird – zu bemerken, dass es den Intelligent Scan gibt. Eine Möglichkeit, nun Face Unlock und Iris-Scan gleichzeitig zu nutzen. Beim Galaxy S8 ging dies noch nicht.
Neu an Bord ist der sogenannte AR Emoji. Klar, nach Apples Animoji und der Aufmerksamkeit hierfür bringen andere Hersteller nun eigene Lösungen an den Start. Optisch sicher Geschmackssache ist Samsungs AR Emoji aber von der Funktionsweise gut gelöst: Nutzer nehmen einen Selfie auf und anhand dessen wird ein auf den Nutzer personalisierter Emoji erstellt. Der Nutzer kann dann die üblichen Grimassen in der Kamera aufnehmen und diese als Gif (wichtig!) speichern. Wer möchte kann aber auch einfach auf die automatisch auf Basis des Selfies erstellten 18 Gifs zurückgreifen und kann sich das Herumkaspern sparen.
Die Kameras des Samsung Galaxy S9 und Galaxy S9+
Samsung setzt auf 12 MP Dual-Pixel. So weit, so bekannt. Neu ist, dass ein DRAM in den Sensor eingebaut ist. Mit diesem kann das Galaxy S9 in der Automatik nun zwölf Bilder quasi gleichzeitig aufnehmen. Diese werden in Dreierstapeln zusammengerechnet. Von den daraus resultierenden vier Bildern werden dann die drei besten zu einem Foto zusammengerechnet. Der Nutzer merkt hiervon nichts, das Bildrauschen soll aber durch diese Multi-Frame-Noise-Reduction um 30 Prozent abgesenkt werden.
Neu ist auch die Linse vor dem Sensor: Samsung setzt erstmals bei einem Smartphone auf eine mechanisch verstellbare Offenblende. Bei der weiten Offenblende von f1.5 fällt 28 Prozent mehr Licht auf den Sensor als noch beim Galaxy S8 – perfekt für Low-Light Aufnahmen. Im Pro-Modus oder aber in hellen Lichtbedingungen kann die Kamera die Linse auf f2.4 schließen. Weniger Licht auf dem Sensor, eine höhere Schärfentiefe und mehr Details bei sehr hellen Bedingungen sind möglich. Ob aber eine regelbare Offenblende bei einem Smartphone mit typischerweise relativ kleinem Sensor aber wirklich nötig und sinnvoll ist, werden erst längere Tests zeigen.
Dank des DRAM im Sensor kann das Galaxy S9 nun auch Slow-Motion-Aufnahmen mit 960fps in HD-Auflösung, oder 480 fps in FullHD-Auflösung aufnehmen. Für 0,2 Sekunden. Alle drei Sekunden ist dies möglich. Das hatte Sony auch schon mal, allerdings ist es für die meisten Nutzer schlicht unmöglich, den exakt passenden Moment für eine Aufnahme von 0,2 Sekunden abzupassen. Für das Galaxy S9 hat Samsung daher eine Bewegungserkennung entwickelt, die in einem festgelegten Bereich eine Bewegung erkennt und nur bei Bewegung dann die Super-Slow-Mo startet. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Mehr als eine Spielerei ist Slow-Motion aber dennoch nicht.
Im direkten Vergleich mit dem iPhone X wirkten die Aufnahmen des Galaxy S9 in sehr dunklem Umgebungslicht detailvoller und hatten einen höheren Dynamikumfang, gut möglich, dass dank Multi-Frame-Noise-Reduction und einer Offenblende von f1.5 Samsung das beste Smartphone in Sachen Low-Light-Fotografie vorgestellt hat. Hier freue ich mich auf einen ausführlichen Test.
Tl;dr – das Fazit.
Was für ein großer Schritt das Galaxy S8 und dessen Design war, merkt man, wenn man nun sieht wie klein der jetzige Design-Schritt ist. Ja, das Samsung Galaxy S9 ist ein schönes Gerät. Perfekt verarbeitet, ergonomisch sehr gelungen und schick. Optisch hat man aber eigentlich nur den eigenen Fehler beim S8 und dessen Fingerprint-Sensors behoben. Die neue Farbe gefällt außerdem.
Beim Samsung Galaxy S9 bin ich dennoch zwiegespalten: nach dem Galaxy S8 hatte man den nächsten Knaller gehofft, der bleibt aber aus. Das Samsung Galaxy S9 ist eine leichte Evolution des Galaxy S8. Die Kamera erscheint vielversprechend, aber f1.5 hätte mir vermutlich schon gereicht, eine variable Offenblende braucht es bei einem Smartphone eher nicht. 4k-Videos mit 60fps sind nett, dieses Jahr aber dann auch in der Oberklasse bald Standard. Die AR Emojis sind … nett. Wenn man die Neuerungen zusammenfasst ist die Liste relativ kurz: eine bessere Kamera, mehr Power und ein paar Software-Features. Dazu ein guter Fingerprint-Sensor und sehr gute Lautsprecher. Unter dem Strich wenig, aber das Ergebnis ist mit dem Samsung Galaxy S9 sicherlich eines der absolut besten Smartphones derzeit – ohne eine nennenswerte Schwäche. Mit 849 Euro (Galaxy S9) und 949 Euro (Galaxy S9+) hat Samsungs 2018er Flaggschiff allerdings auch wieder seinen relativ hohen Preis.
Hier nochmal das deutsche und das englische Hands-On. Daumen hoch auf YouTube nicht vergessen 😉 mit den Klicks dort finanziere ich am Ende eben auch das Hobby hier.
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