Nachdem Samsung auf dem MWC 2018 in Barcelona das Galaxy S9 und S9+ vorgestellt hat, zieht nun auch Huawei nach und stellt das 2018er Flaggschiff vor. Beziehungsweise die Flaggschiffe: drei Modelle wird es geben, das P20 Lite, das P20 und das Huawei P20 Pro als absolutes Flaggschiff. Zeit, die beiden Geräte nebeneinander zu halten.
Das Samsung Galaxy S9 Plus kommt mit zwei Kameras und jeweils 12 Megapixeln, das Huawei P20 Pro legt hierauf zumindest auf dem Datenblatt noch eine ordentliche Schippe oben drauf: drei Kameras, 40 Megapixel bei der Hauptkamera, 20 MP beim monochromen Sensor und 8MP beim dreifachen optischen Zoom. Aber der Reihe nach:
Design
Das Huawei P20 Pro kommt mit einer spektakulären neuen Farbe: Twilight. So sehr ich auch das Lilac Purple des Galaxy S9+ mag, der echte Farbverlauf unter Glas ist dann doch nochmal eine Nummer beeindruckender. Wobei ich wiederum sagen muss, dass die Farbe für den ein oder anderen „too much“ sein könnte – aber hierfür gibt es mit blau und schwarz/grau eben auch noch normale Farben. Ansonsten sieht das Galaxy S9+ für mich aber etwas schicker aus: das Infinity Display auf der Front lässt das Gerät wie aus einem Guss erscheinen, bei Huawei wirkt die Kombination aus Notch UND Homebutton mit Fingerabdrucksensor einfach im Vergleich weniger schick.
Dafür gibt es den Scanner immerhin auf der Front, bei Samsung sitzt dieser auf der Rückseite. Nun in einer brauchbaren Position, aber relativ klein und nicht ganz so flott wie etwa beim Huawei Mate 10 Pro oder nun P20 Pro. Dennoch: auch die Rückseite ist bei Samsung – von der Farbe abgesehen – für mich einen Ticken schicker. Zwar hat auch Huawei hier gewölbtes Glas, aber bei Samsung wirkt es einfach etwas eleganter und liegt auch einen Hauch angenehmer für mich in der Hand.
Nicht falsch verstehen: das Huawei P20 Pro ist dennoch ein sehr schickes Smartphone und die Farbe ist der absolute Hammer, aber abgesehen von „Twilight“ geht der optische Punkt für mich an Samsung.
Hardware
In Sachen Hardware gibt es bei beiden Smartphones wenn überhaupt nur Kritik auf höchstem Niveau, beide Flaggschiffe sind bestens ausgestattet:
Müsste ich meckern, dann darüber, dass das P20 Pro keine MicroSD nutzen kann und das Galaxy S9 Plus beim Akku zulegen könnte.
Display und Sound
Huawei setzt auf OLED, Samsung setzt auf OLED. Bei Huawei dürfte wohl BOE der Hersteller des Panels sein, bei Samsung ist es…Samsung. Beide Displays sind herausragend. Und auch beim Sound gibt es nichts zu meckern: beide Hersteller nutzen die Hörmuschel als zweiten Lautsprecher und bieten so wirklich guten Stereo-Sound, Dolby Atmos beim Galaxy S9+ fand ich einen Hauch überzeugender – wobei entsprechendes Material auf einem Smartphone die Ausnahme sein dürfte.
Software
Android 8.0 beim Galaxy S9 Plus, Android 8.1 beim Huawei P20 Pro. Das klingt nach nicht viel, wenn ich mir aber Samsungs träges Update-Verhalten anschaue, macht dies für mich doch einen großen Unterschied. Wobei mir wiederum Samsungs Benutzeroberfläche „Samsung Experience 9.0“ besser gefällt als Huaweis „EMUI 8.1“. Beide haben auch interessante Feinheiten – hervorzuheben sind Samsungs AR Emojis und bei Huawei der Kniff, die Notch komplett zu verstecken. Das funktioniert bei OLED perfekt und sieht sehr gut aus – das Display hat dann noch immer 18:9 und die Notch-Ecken werden dennoch genutzt, definitiv eine gute Option.
Die Kameras
Hier wird es spannend. Ausführlich testen konnte ich das Huawei P20 Pro allerdings noch nicht, da wird noch ein Kameravergleich folgen. So oder so begegnen sich hier zwei der interessantesten Smartphone-Kameras. Samsung setzt auf zwei Module, einmal 12 MP Dual-Pixel, f1.5/f2.4 und OIS mit 4k@60fps und einmal 12MP, f2.4 und OIS mit mehr oder weniger der doppelten Brennweite. Huawei dagegen setzt auf drei Kameras. Die Hauptkamera bietet 40MP. Richtig gelesen. Eine Offenblende von f1.6 und 4k@30fps. Dazu gibt es einen monochromen Sensor mit 20MP unf f1.6 und eine Zoom-Linse mit der dreifachen Brennweite und f2.4 und dahinter einen 8MP Sensor. Das System ist extrem spannend. Da 40MP im Alltag wohl nur wenige brauchen, werden mit „light fusion“ je vier Pixel zu einem zusammengerechnet. 2μm statt 1μm. Das ist schon mächtig. Der Nachteil des Moduls: keine optische Bildstabilisierung. Diese will Huawei mit der NPU des Kirin 970 SoC und entsprechender künstlicher Intelligenz ausgleichen. Aus der Hand sind so beispielsweise Nachtaufnahmen mit acht (!) Sekunden Belichtungszeit ohne Verwacklung möglich. Dennoch: gerade im Videomodus wirkte die Stabilisierung bei einer Vorserie noch nicht auf Pixel 2 Niveau. Samsung hat im Galaxy S9 Plus eine der besten Kameras überhaupt, die in fast allen Situationen extrem überzeugende Resultate liefert – dennoch klingt Huawei hier innovativer, ob dann aber auch in der Praxis die Resultate passen, werden erste Test zeigen.
Die Schattenseiten
Fehler haben beide Geräte. Samsung könnte meiner Meinung nach einen stärkeren Akku bieten und außerdem auch eine MicroSD neben zwei SIM-Karten zulassen. Außerdem hat das Galaxy S9 den Bixby-Button, den keiner will. Huawei bietet leider keine Erweiterung per MicroSD, außerdem fehlt ein 3.5mm-Klinke-Stecker. Bei beiden Geräten Meckerei auf allerhöchstem Niveau.
Zwischenfazit: Galaxy S9+ vs P20 Pro
Für einen ausführlichen Vergleich fehlte mir die Zeit, er wird aber folgen. Gerade auch in Hinblick auf die Kamera. Angesicht der doch überschaubaren Neuerungen beim Galaxy S9 hatte ich mich schwer auf Huawei gefreut. Diese hatten mit dem seinerseits relativ schwachen P10 einen Vorgänger, zu dem man nun mit dem P20 Pro einen riesigen Schritt Abstand gewinnt. Das Huawei P20 Pro ist ein Flaggschiff auf Augenhöhe mit dem Galaxy S9+ und vielleicht auch in einigen Punkten sogar in Führung. Abwarten, wie die Triple-Kamera des P20 Pro im Alltag überzeugt. Ach und die Farbe „Twilight“: <3 . Hier das Video zum Vergleich:
