Samsung hat sich mit einem Nachfolger des auf dem MWC 2017 präsentierten Galaxy Tab S3 verhältnismäßig viel Zeit gelassen. Nun hat man den Vorhang gelüftet und das Samsung Galaxy Tab S4 vorgestellt – inklusive Iris-Scanner und neuem S-Pen.
Während das Samsung Galaxy Note9 am 9. August in New York vorgestellt wird, stellte man das neue Samsung Galaxy Tab S4 ungewöhnlicherweise in einem „Online UNPACKED“ vor. Im Vorfeld konnte ich das neue Tablet schon ausprobieren, Zeit für ein Hands-On.
Das Hands-On (ein Daumen hoch auf YouTube wäre hilfreich)
Die Spezifikationen
10,5 Zoll sAMOLED Display, 2560×1600 Pixel, 16:10 Seitenverhältnis, 79% Screen-to-Body-Ratio
- Qualcomm Snapdragon 835 Octa-Core SoC, 2,35 Ghz & 1,9 Ghz Taktung
- WiFi bis ac, Bluetooth 5.0, LTE Cat. 16
- 4GB RAM
- 13MP f1.9 AF Hauptkamera mit 4k Video, 8MP Frontkamera
- 64GB interner Speicher, erweiterbar via MicroSD um bis zu 512GB
- Iris-Scan
- Quad Speaker, „tuned by AKG“
- 7.300 mAh Akku, bis 15 Stunden Laufzeit, adaptive Fast Charging, volle Ladung in 3,5 Stunden
- S-Pen mit 4.096 Druckstufen
- USB 3.1 Type-C
- 249,3 x 169,3 x 7,1mm
- 482 Gramm Gewicht (WiFi)
- ebony black (schwarz); fog grey (weiß)
- 699 Euro/759 Euro UVP (WiFi/LTE), ab 23. August im Handel
Das Design
Bereits mit dem Galaxy Tab S3 ist Samsung bei Tablets den Schritt in Richtung Glas und Metall gegangen und setzte auf eine sehr hochwertige Verarbeitung. Mit dem Samsung Galaxy Tab S4 setzt sich Samsungs aktueller Trend zur leichten Evolution fort: auch das Galaxy Tab S4 ist sehr hochwertig verarbeitet und setzt auf Glas und Metall. Zwei Farben gibt es: ebony black (schwarz, Ebenholz) und fog gray (weiß, Nebelgrau)
Das Galaxy Tab S4 wirkt dabei aufgrund des länglichen Seitenverhältnisses schlanker und auch filigraner als das Galaxy Tab S3 mit seinem 4:3-Seitenverhältnis. Tatsächlich widerlegt das Datenblatt diesen Eindruck: mit 482 Gramm ist das neue Tablet rund 10 Prozent schwerer und mit 7,1 statt 6 Millimetern auch etwas dicker.
Die Kamera ragt minimal aus der Glas-Rückseite hinaus, hier halten sich die Änderungen also in sehr engen Grenzen. Größer fällt der Unterschied auf der Front aus: hier hat Samsung den Rahmen um das Display deutlich geschrumpft. 10,9 statt zuvor 19,6 Millimeter ist dieser etwa an der unteren Seite dünn. Samsung verzichtet zudem auf ein Logo auf der Front – das sieht gut aus. Wenige positiv dürfte jedoch bei einigen auffallen, dass Samsung auch auf einen Homebutton verzichtet.
Das Gerät lässt sich nun zwar auch über ein Doppeltippen aktivieren, jedoch fehlt so auch ein Fingerabdruck-Sensor. Samsung behilft sich nun mit einem Iris-Scanner, wie man ihn seit dem Galaxy Note7 kennt – dazu später mehr. Alles in allem ist das Gerät eine Evolution in Sachen Design und wirkt noch weniger klobig als das Galaxy Tab S3.
Hardware, Software, Iris-Scanner und Kamera des Samsung Galaxy Tab S4
Bei der Hardware war das erste Galaxy Tab S absolute Spitzenklasse, in den letzten Jahren setzte Samsung aber zunehmend „nur“ noch auf sehr gute, aber nicht absolute High-End-Hardware. Gleiches gilt auch für das Galaxy Tab S4: ein Snapdragon 835, obwohl längst ein Snapdragon 845 existiert – seltsam, aber sicherlich leistungsstark genug. 4GB, obwohl 6 und 8GB verfügbar sind – ausreichend. Einzig beim Akku ist man mit 7.300 mAh herausragend, die Laufzeit ist mit 15 Stunden und mehr sehr gut. Die restliche Hardware ist … ok, mehr aber auch nicht.
Samsung setzt auf Android 8.1. Eine aktuelle Android-Version sollte selbstverständlich sein, ist sie bei Samsung allerdings nicht. Das Galaxy Tab S4 setzt jedenfalls auf 8.1 und das ist gut so. Darüber stülpt Samsung mit der Samsung Experience 9.5 die aktuelle Oberfläche. Schick, schnell, hell – gut gelungen. Auf einen dedizierten Bixby-Button verzichtet Samsung, auch das ist gut. Mit einem Wisch nach links auf dem Homescreen kann man Bixby öffnen, ausreichend und definitiv besser als ein eigener Knopf für die Software.
Einen Fingerabdrucksensor hat Samsung im Galaxy Tab S4 nicht eingebaut. Ein solcher hatte beim Tab S3 noch auf der Front Platz gefunden. Beim Tab S4 gibt es stattdessen den Iris-Scan. Allerdings für mich mit einem praktischen Problem: während 25-35cm Abstand bei einem Smartphone zur Nutzung des Iris-Scanners vielleicht noch ok sind, hält man ein Tablet aufgrund der Größe weiter entfernt. Wenn man dann tatsächlich den Iris-Scan nutzen möchte, darf man sich das Tablet einmal wie ein Brett vor den Kopf halten. Am Ende würde ich wohl den Intelligent Scan mit kombinierter Gesichtserkennung (und niedrigerer Sicherheit) nutzen – oder aber eine PIN beziehungsweise ein Muster.
Ach und die Kamera: mit Tablets fotografieren sieht dämlich aus. Dennoch tun es viele Nutzer. Insofern noch der Hinweis, dass die 13MP f1.9 Hauptkamera sicherlich zu den besseren Tablet-Kameras gehört. Wer also knipsen will soll sich etwas schämen, kann das mit dem Galaxy Tab S4 aber gut erledigen. Allerdings ohne AR-Emoji, diese finden nicht ihren Weg auf Samsungs neues High-End-Tablet.
Der S-Pen des Galaxy Tab S4
Optisch wurde der Stift neu gestaltet: er ist etwas größer und nun vor allem auch runder geworden. In der Hand erinnert der S-Pen nun an Parker-Kugelschreiber. Das ist sehr gut gelungen, sorgt jedoch auch dafür, dass der S-Pen – wie auch schon im Fall des Tab S3 – nicht mehr im Gerät verstaut werden kann. Nachkaufen wäre mit rund 70 Euro teuer, insofern sollte man den im Lieferumfang enthaltenen S-Pen besser nicht verlieren.
Schade übrigens, dass Samsung den Stift auf Hochglanz poliert, der gummierte S-Pen des Galaxy Tab S3 wirkte da in der Praxis hochwertiger. Beim Tab S4 verschmiert der Stift zügig.
Bei der Software des S-Pen hatte ich mir einen Ausblick auf den S-Pen des Note9 erhofft, tatsächlich verfügt der S-Pen jedoch wie alle bisherigen S-Pen nicht über Bluetooth. So entspricht die Software der des Galaxy Note8: über einen Knopfdruck oder das entsprechende Icon kann man das S-Pen-Menü öffnen, hier kann man Samsung Notes erstellen, Gif-Notizen zeichnen oder Google Translate für Wörter auf Bildern nutzen. Außerdem gibt es ein Screen-Off-Memo, bei welchem man auf den fast ausgeschalteten Bildschirm schreiben kann.
Wer den Stift mag, wird ihn auch beim Tab S4 mögen, der Funktionsumfang entspricht dem S-Pen des Galaxy Note8.
Samsung DeX, Keyboard und Daily Board
Der Tablet-Markt aktuell ist schwierig. Teilweise am Stagnieren, teilweise am Schrumpfen. Samsung sieht Potential im Premium-Segment. Allerdings hat man offenbar das Problem erkannt: warum ein Tablet kaufen, wenn doch ein Smartphone schon „alles“ kann? Beim Samsung Galaxy Tab S4 versucht man also zusätzliche Eigenschaften zu bieten – neben dem S-Pen.
Samsung DeX bringt man nun auf das Tablet als eigenen Modus. Ohne Dongle kann man so auf dem Tablet einfach in die DeX-Oberfläche starten. In rund sieben Sekunden hat man dann auf dem Tablet die Oberfläche, die man bisher nur von DeX mit Dongle kannte. Der Nutzen ist alleine auf dem Tablet gering: zu klein sind die Icons, als dass man DeX mit dem Finger nutzen könnte. Mit dem S-Pen geht es, aber – warum sollte man das tun? Mit dem Samsung Book Cover Keyboard wird aus der Nummer ein Hut: das Tablet wird fast zum 2-in-1-Laptop. Die Oberfläche erinnert an Windows, basiert aber noch immer auf Android – im Ergebnis einfach Android mit einer Desktop UI.
Das ist durchaus gut gelungen, hat aber auch seinen Preis: das Dock kostet 149,99 Euro. Sehr viel, zusammen mit dem Tablet liegt man bei deutlich über 800 Euro, dafür gibt es schon sehr gute Laptops. Aber mit diesen soll das Galaxy Tab S4 auch nicht konkurrieren, es ist mit dem Dock und Samsung DeX eher ein Tablet, mit dem man auch auf diese Weise produktiv sein kann.
Damit das Tablet in der Zeit, wo man dann doch das Smartphone nutzt nicht einfach auf dem Tisch verstaubt, bringt man zudem ein Dock in welchem Samsung Daily Board aktiviert wird. Das Tablet wird permanent geladen und ist dann ein besserer digitaler Bilderrahmen, auf dem noch Uhrzeit und Wetter angezeigt werden. In der Zukunft will man diesen Modus als Zentrale für IoT inklusive Sprachsteuerung aufbauen. Noch allerdings, ist dies eher ein nett anzuschauendes Gimmick.
Erstes Fazit: das Samsung Galaxy Tab S4
Ich bin kein Tablet-Fan. War ich noch nie. Wer Tablets nutzen will, findet mit dem Galaxy Tab S4 sicherlich eines der besten Android-Tablets auf dem Markt. Allerdings zu einem hohen Preis: 699 Euro für WiFi, 759 Euro mit LTE. Das sind hohe Preise. Das iPad Pro mit 10,5 Zoll kostet ab 729 Euro mit einer vergleichbaren Ausstattung. Das dortige Keyboard liegt mit 179 Euro nochmals 30 Euro darüber. Auch beim S-Pen würde man sparen: bei Samsung ist dieser im Lieferumfang enthalten, bei Apple würde ein vergleichbares Gegenstück 99 Euro zusätzlich kosten. Wobei man Apple den niedrigen Wertverlust anrechnen muss, bei Samsung ist dieser deutlich höher. Unter dem Strich mehr oder weniger ein Unentschieden.
Am Ende bin ich zwiegespalten beim Samsung Galaxy Tab S4: auf der einen Seite ist es ein sehr schönes Tablet, hervorragend verarbeitet, mit einem tollen Display und einem praktischen S-Pen. Auf der anderen Seite fällt es mir noch immer schwer einen Anwendungsfall für mich zu erdenken. Zeichnen ist nicht mein Fall, Notizen kann ich an günstigeren Laptops erstellen und Tablets liegen die meiste Zeit bei mir nur rum. WENN man aber ein sehr mobiles High-End-Tablet sucht, viele Funktionen von Smartphone und Laptop in einem Gerät vereinen will und einem Sonderfunktionen wie der S-Pen, Samsung DeX und Co. wichtig sind, dann ist das Samsung Galaxy Tab S4 die richtige Wahl.
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