Huawei hat gerade in London das neue Mate 20 Pro vorgestellt – als Nutzer des Galaxy Note9 und früherer Nutzer eines Mate 10 Pro hatte ich vorher immer im Kopf, dass man auch das Mate 20 Pro dann mit dem Galaxy Note9 vergleichen müsste. Tatsächlich fand ich es live dann aber dem Galaxy S9+ fast zum verwechseln ähnlich und daher gibt es nun einen Dreier-Vergleich.
Auf den ersten Blick lässt sich das Huawei Mate 20 Pro auf der Front kaum vom Samsung Galaxy S9+ unterscheiden:
Samsung setzt auf ein 6,2 Zoll großes SAMOLED Display mit 2960×1440 Pixeln, das Huawei Mate 20 Pro setzt auf 6,4 Zoll mit einer Auflösung von 3120×1440 Pixeln – die Auflösung ist also höher, was aber auch an der Notch des Mate 20 Pro liegt. Ab Werk nutzen ohnehin beide nicht die volle Auflösung, auch um den Akku zu schonen.
Beide sind sich fast zum verwechseln ähnlich, da Huawei erstmals ein derart stark gewölbtes Display auf der Front nutzt – das macht Samsung schon länger. Wer scharf hinschaut erkennt auch ausgeschaltet Unterschiede: die Position der Frontkamera ist unterschiedlich, die Edge des Mate20Pro etwas stärker in das Display reingezogen und tatsächlich ist das Mate20Pro sogar minimal schlanker als das Galaxy S9+. Packt man statt dem S9+ das Galaxy Note9 neben das Mate20 Pro, werden die Unterschiede größer: das Note9 ist deutlich eckiger und auch größer als das Mate20 Pro, setzt aber auch auf die Auflösung des Galaxy S9+ mit 2960×1440 Pixeln – auch hier hat das M20Pro aufgrund der Notch die Nase vorne. Vor dem Dreh hatte ich klar den Vergleich Mate 20 Pro vs Galaxy Note9 im Kopf, aber im direkten Vergleich wirkt das Mate 20 Pro fast zierlich. Deshalb gibt es jetzt direkt den Vergleich zum Note9 UND S9+.
Dreht man die Geräte, wird auch hier die Gemeinsamkeit deutlich: beide Geräte setzen auf gewölbtes Glas auf der Front- und Rückseite um einen möglichst dünnen Rahmen zu schaffen. Huawei setzt allerdings die Lautstärke-Wippe rechts über den Powerbutton, das fand ich beim ersten Eindruck zumindest gewöhnungsbedürftig. Oben setzt Huawei noch auf einen Infrarot-Sensor, der bei Samsung leider schon seit einigen Generationen wieder weggefallen ist. Auf der Unterseite hat Samsung einen Lautsprecher im Rahmen und Huawei … nicht. Hier versteckt man den Lautsprecher in der USB Type-C Buchse. Da bin ich wirklich mal längerfristig auf den Sound gespannt, mit eingestecktem Kabel ist dieser zumindest leicht gedämpft. Beide Hersteller setzen zudem auf einen zweiten Lautsprecher in der Hörmuschel, bei Huawei klang das einen Ticken besser als bei Samsung.
Auf der Rückseite sieht man dann vielleicht den größten Unterscheid: die Kamera. Samsung setzt beim S9+ auf zwei Kameras untereinander, beim Galaxy Note9 nebeneinander. Huawei auf ein Quadrat. Mehr zur Kamera weiter unten.
Auf der Rückseite fällt zudem auf, dass beim S9+ ein Fingerabdrucksensor unter der Kamera sitzt, ebenso beim Galaxy Note9 – ein solcher fehlt beim Mate 20 Pro hinten. Huawei verzichtet jedoch nicht darauf, sondern setzt auf einen In-Display-Scanner auf der Front.
Aktuell noch relativ selten zu finden und eine neue Technologie. Man muss den Punkt schon treffen zum Scannen, ansonsten funktioniert es nicht, aber mal ehrlich: beim Note9 ist der Scanner für meine Finger auch zu weit oben und beim S9+ tapse ich gerne auf die Kamera versehentlich. Müsste ich zwischen den drei Scannern entscheiden, wäre der des Mate 20 Pro aktuell vermutlich meine erste Wahl. Besonders, da Huawei auch eine FaceID-ähnliche Gesichtserkennung mit an Bord hat, die überraschend gut funktioniert – sie kommt nicht ganz an FaceID ran, aber besser als Samsungs Optionen ist sie bei mir schon.
Am Ende zum Design: klar Geschmackssache, aber ich mochte das Design des S9+ sehr. Beim Mate 20 Pro kupfert Huawei bei der Front hart ab, die Kamera ist sicherlich Geschmackssache, aber in der Hand sicherlich nicht so schlimm wie auf Bildern und die Rückseite des Note9 findet auch nicht gerade jeder hübsch. Alle Geräte sind wasserdicht und toll verarbeitet, in den Details kann jeder für sich entscheiden was er bevorzugt.
Unter der Haube gibt es bei beiden Geräten absolutes High-End: ein Exynos 9810 beim S9+ und Note9, den neuen Kirin 980 beim Mate 20 Pro. Letzterer hat mehr Power und ist der erste mit 7nm gefertigte SoC in einem Android-Gerät. Huawei hat hier die Nase vorne. 6GB RAM haben alle Geräte. 128GB interner Speicher gibt es beim Note9 und Mate 20 Pro, das S9+ hat noch „nur“ 64GB. Interessant sind die Unterschiede beim Akku: das S9+ hat 3.500 mAh, das Note9 ist deutlich größer, muss aber noch einen S-Pen im Gehäuse unterbringen und kommt so auf 4.000 mAh, das Mate 20 Pro kommt auf 4.200 mAh – bemerkenswert.
Dazu kann der Akku mit 40 Watt geladen werden, also sehr schnell, wireless chargin ist mit 15 Watt auch schnell und verrückter Weise kann man sogar das Mate 20 Pro als Ladepad nutzen 😀 verrückt. Grundsätzlich hat das Mate 20 Pro bei den Spezifikationen die Nase vorne, aber auch einen Nachteil: der Speicher des S9+ und Note9 kann per MicroSD kostengünstig um 400 oder 512GB erweitert werden. Das Mate 20 Pro setzt auf eine neue Nano Memory Card, eine SD die so groß ist wie eine Nano SIM, aber bisher gibt es außer Huawei keinen anderen Hersteller – teurer und nur maximal 256GB groß sind die Karten daher.
Bei der Software wird es dann sehr schwierig: Samsung setzt auf Android 8.0 beim S9+ und 8.1 beim Note9, Huawei auf Android 9 beim Mate 20 Pro. Allerdings auch mit der EMUI UI, diese wird zwar immer besser, aber ist generell noch immer ungeliebt. Das Samsung Experience UX dagegen ist inzwischen sehr gut – meinem Geschmack nach sogar besser als Stock Android. Es sind Feinheiten die hier Unterschiede ausmachen und am Ende eine reine Geschmackssache. Wer übrigens die Notch des Mate 20 Pro nicht mag kann diese ausblenden, dann sieht es auch bei eingeschaltetem Display aus wie ein Galaxy S9+, allerdings mit noch dünneren Rändern.
Die Kamera ist aktuell bei Smartphones der wichtigste Punkt, nirgendwo sind Unterschiede schneller zu sehen als hier. Das Galaxy S9+ hat hier eine variable Offenblende eingeführt. Man kann also zwischen f1.5 und f2.4 wechseln – macht in der Praxis die Automatik ab und zu, meistens wird aber f1.5 genommen – was mir auch reicht. Das Note9 nutzt im Ergebnis mehr oder weniger die gleiche Kamera mit leichten Verbesserungen. Tatsächlich sind beide Geräte auch meine Wahl wenn es um Videos geht: der Autofokus, die Bilddynamik und auch 4k Videos bei 60 fps – top. Samsung hat beim S9+ und Note9 eine Hauptkamera mit 12MP und einer variablen Offenblende von f1.5 oder f2.4, außerdem eine Zoomkamera mit 12 MP, etwa einem zweifachen Zoom und f2.4.
Huawei hat aber dieses Jahr bei der Kamera mit dem P20 Pro vorgelegt und auch beim Mate 20 Pro legt man nochmal eine Schippe drauf: man hat hier – hands down – die BESTE Smartphone-Kamera überhaupt, wenn es um Fotos geht. Huawei setzt auf drei Kameras und die LED im Quadrat. Die Hauptkamera setzt auf 40 MP, wobei normalerweise vier Pixel zu einem größeren Pixel zusammengerechnet werden, die Kamera setzt zudem auf f1.8 – allerdings vor einem größeren Sensor, insofern ist das eigentlich ebenso stark wie Samsungs Offenblende.
Huawei setzt dazu auf eine 20MP Zoomkamera mit einem dreifachen optischen Zoom, in Kombination mit dem 40MP Sensor wird sogar quasi verlustfrei ein fünffacher Zoom ermöglicht. Neu: Huawei setzt auf eine dritte Kamera mit Weitwinkel-Objektiv. 8MP aber dafür einen starken Weitwinkel, sodass schlicht mehr auf das Bild passt – extrem praktisch und damit für mich die eierlegende Wollmilchsau: Weitwinkel, normal und Zoom. Man muss die Tests abwarten, aber ich vermute mal, dass das Huawei Mate 20 Pro der nächste Spitzenreiter bei DxOmark wird.
Last but not least: der S-Pen. Ein Feature welches das Note9 von allen anderen Geräten absetzt. Ein Stift im Gerät, der über 4000 Druckstufen bietet und beim Galaxy Note9 jetzt sogar Bluetooth mit an Bord hat. Am Anfang dachte ich es sei ein reines Gimmick, inzwischen finde ich das Feature aber mächtig nützlich. So oder so: wenn einem der Stift wichtig ist, gibt es zum Note9 keine ernst zunehmende Alternative.
Ein herzlicher Dank geht an der Stelle an CubeTube/1&1, da ich hierüber überhaupt erst die Gelegenheit hatte, das Huawei Mate 20 Pro vor der Präsentation anzuschauen. Wir hatten bei CubeTube nämlich über das Gerät gequatscht, die Talkrunde könnt ihr euch dann mal in Ruhe anschauen.