Anfassen durfte das Samsung Galaxy Fold bisher kaum jemand: ein paar Journalisten in den USA hatten Samples, ebenso in der Schweiz, Kollegen in Holland, Frankreich und Co durften das Gerät auch mal anfassen, aus Deutschland wurden drei Medien (vielleicht mehr? Jedenfalls sonst keine auf meinem Radar) nach London geflogen um ein paar Stunden das Gerät anschauen zu dürfen. Der deutsche Medien-und Blogger-Pöbel (Zitat Caschy) sollte das Gerät heute anschauen dürften, das Event wurde inzwischen nach der weltweiten Verschiebe-Ankündigung gestrichen.
Nicht zu vergessen ein paar Influencer, deren Meinung Samsung kaufte um hübsch positive Stimmen auch an dieser Front abzugreifen. Marktüblich.
I know, Samsung ist nicht happy darüber, dass seltsamerweise ein paar Medien wenig happy über happy Influencer sind, aber bei aller Kritik am Marketing habe ich beim Gerät bisher eher abgewogen: viele Geräte waren es unter dem Strich nicht, die Defekte ab Werk zeigten. Eins von CNBC vielleicht. The Verge hat mit Knetmasse am Gerät gespielt und es dabei beschädigt, andere haben Folien abgezogen, die man mangels Warnung für nicht obligatorisch hielt. So what, das sagt über das Gerät selber erstmal wenig aus. Während ich mir von den Kollegen von Sammobile, die ein Sample direkt aus Korea erhalten hatten, anhören durfte, dass ich ja nur sauer war, angesichts Samsungs Marketing, habe ich als negativen Punkt am Galaxy Fold mangels Sample erstmal nur vermutet, dass es schlicht kein wirklich robustes Gerät ist.
Samples wird es so schnell nicht geben, Samsung hat von bisherigen Testern wohl die Geräte auch wieder zurückgezogen. Bei iFixit hat man aber eines der Geräte in die Finger bekommen. Woher weiß man nicht. Aber zerlegt hat iFixit es auf jeden Fall. Während das Scharnier robust aussieht, bestehen bei vielen anderen Bestandteilen Zweifel und die komplette Konstruktion wirkt, als hätte Samsung hier beinahe unverantwortlich empfindliche 2000€ auf den Markt gebracht.
Bis zu 7mm (!) groß sollen Spalte und Lücken am Fold gewesen sein, die iFixit nutzen konnte, um das Gerät zu zerlegen. Dass es kein IP-Rating geben würde war klar, aber dass das Gerät „offen Holland“ konstruiert wurde und somit Schmutz und Partikel sehr einfach in das empfindliche Innere, insbesondere das Scharnier und unter das Display gelangen konnten, erstaunt schon. Das Display selber ist mit Metall unterklebt, das scheint ok, das Scharnier ist offenbar ausgelegt lange zu halten, sehr gut, aber bei dem Displayrahmen ist laut iFixit bedenklich wenig Kleber im Spiel und wenn zu viel Druck von unten an das Display kommt, geht es kaputt. Hey, ein paar Abstriche muss man bei einer ersten Generation immer machen, aber das Fold wirkt bei iFixit so, als sei die Ansage bei der Entwicklung nur gewesen „flexibel, möglichst bald“ gewesen. Sogar Matthias, der das Gerät in London schon anfassen durfte, klingt bei SPON angesichts der iFixit-Analyse skeptisch.
Das soll keine Häme sein, im Gegenteil. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass Samsung durch das Fold mal wieder ein Innovations-Ausrufezeichen setzen kann. Jetzt muss man befürchten, dass Huawei den Innovations-Mittelfinger bringt und das Mate X veröffentlicht. Das bezweifle ich zwar, da man durch Samsung nun vorgewarnt ist, aber die Gefahr besteht angesichts der grundlegenden Konstruktionsprobleme des Fold. Ursprünglich hatte ich gehofft-vermutet, dass Samsung den Start nur verlegt um ein paar Warnungen auf Verpackung und Gerät bezüglich der Folie zu pinseln und eventuell noch in der Software etwas in der Richtung einzubauen. Dass das ausreicht erscheint nach dem iFixit-Bericht allerdings nun sehr unwahrscheinlich. Wobei hoffentlich angemerkt sein darf, dass Samsung einen guten Katalysator für die Problem-Berichterstattung mit der zweifelhaften Medien-Strategie geschaffen hat.
Quelle: iFixit