Samsung gehört für mich neben Sony und vielleicht noch Panasonic zu den großen Innovationstreibern der Foto-Branche. Während Canon und ganz besonders Nikon so ziemlich jeden Trend der Branche verschlafen und eigentlich nur noch aufgrund einer konservativen Klientel und den Unbequemlichkeiten eines Systemwechsels dort stehen, wo sie (noch) stehen, setzen andere Hersteller auf Innovationen.
Eine auch für Fotografen sehr interessante Entwicklung könnte in der Videografie beziehungsweise in Videos mit 4k-Auflösung (oder mehr) liegen. Auf einem Event in München zeigte Samsung nun, was genau hiermit gemeint ist.
Anfangs hat Andreas Wahlich, Head of Marketing DI, in die Veranstaltung eingeführt und deutlich gemacht, warum 4k so ein wichtiges Thema für Samsung ist. Insbesondere durch die eigene TV-Sparte hat man eine sehr enge Bindung zwischen dem Bedarf an hochauflösenden Inhalten und deren Produktion.
Thematisch passend führte dann auch Berti Kropac in das Thema 4k ein. Er gilt als einer der Pioniere in Sachen hochauflösender Videoinhalte in Deutschland und gab einen spannenden Überblick über die Entwicklung von HD-/4k-Aufnahmen aus seiner Praxis. Besonders in Videoproduktionen für die Werbebranche spielte 4k schnell eine Rolle und heute wird der absolute Großteil der Produktionen in 4k gefilmt. Hier sind nach wie vor die Daten ein Problem, während vor zwei, drei Jahren die Daten noch ein kaum zu lösendes Problem waren, gibt es zwar inzwischen entsprechende Speicherlösungen für mehrere Terabyte, allerdings ist die Postproduktion angesichts der Menge an Material und den noch immer hohen Renderzeiten so eine Sache. Die Produktion von 4k hat allerdings auch den Vorteil, dass bei einem Downsampling auf FullHD die Videoqualität deutlich zunimmt.
Für mich interessant: Bertram Kropac findet die derzeitige Entwicklung im 4k-Bereich auch privat spannend. Das Equipment, welches man für professionelle 4k-Videos nutzt ist einfach relativ sperrig und mit den inzwischen handlichen semi-professionellen Kameras die 4k aufzeichnen können, ist der Aufwand deutlich gesunken.
Dann ging es in die Materie: Joachim Baldauf ist einer der bekanntesten Portrait- und Modefotografen Deutschlands und hatte mit Samsung in der Vergangenheit etwa bei der „NX Scene“ zusammengearbeitet. In München erklärte er nun, welche Vorteile 4k-Videos für ihn als Fotografen bringen.
Der Clou ist, dass sich bei der Samsung NX1 oder Samsung NX500 bei 4k-Videos die Parameter der einzelnen Frames einstellen lassen. ISO, Verschlusszeit und Blende sind also für die Videos variabel, was in ziemlich ruckeligen Videos resultieren kann – der Vorteil liegt aber für Fotografen ohnehin nicht bei den Videos.
Models arbeiten mit dem Fotografen und anhand des Verschlussgeräuschs der Kamera bezüglich diverser Bewegungen. Insofern erklärte Baldauf, dass Models in der Regel Probleme damit hätten, mit dieser neuen Art der Fotografie direkt zu arbeiten. Im Ergebnis wird hierbei „nur“ ein 4k-Video aufgenommen, allerdings mit den ausgewählten Parametern für jeden Frame. Bei 24fps UHD hat dann ein 10-sekündiges Video bereits 240 Bilder. Soweit nichts neues, die Samsung NX1 und NX500 haben allerdings genug Power, um jeden Frame einzeln wählbar zu machen und mit einem Druck auf die Fn-Taste in ein gesondertes JPEG zu extrahieren. Es wird also ein einzelnes Bild aus einem Video gezogen. Die Bilder hier sind bei ISO 400, f5, 1/200s entstanden, allerdings bei einer sehr schnellen Bewegung. Tatsächlich hätte ich eher f3.5, ISO 800 und 1/400s ausprobieren sollen, wenn ich mir die Bilder auf dem großen Display anschaue. Ein Punkt, bei dem man „üben“ muss mit den Kameras, auf dem Display sieht es scharf aus, auf dem Computer dann nicht mehr 😉
Das habe ich so auch schon selber gemacht, meistens über Adobe Photoshop. Dies ist nicht wirklich komfortabel und braucht zudem entsprechendes Equipment, das Bild direkt auf der Kamera aus dem Video zu ziehen ist da deutlich einfacher. Die Vorteile sind klar: In wenigen Sekunden werden zig Bilder aufgenommen, welche dann aus dem Video extrahiert werden können. Bei der Menge an Material ist die Wahrscheinlichkeit, dass das perfekte Foto darunter ist natürlich höher. In München wurden die Bilder dann direkt kabellos auf einen Samsung JS9090 übertragen, damit man dann in nativer Auflösung kontrollieren konnte, ob das Bild scharf war. Tatsächlich sollte man dies auch tun, ich habe es bei den fünf Aufnahmen nicht gemacht und ihr seht, dass diese hätten schärfer sein können.
Das Video muss dafür einfach auf der NX1 oder NX500 betrachtet werden und jeder einzelne Frame kann dann als JPEG mit einer Auflösung von 4096×2160 Pixeln abgespeichert werden. Rund acht Megapixel also. Professionelle Bildaufnahmen haben normalerweise deutlich höhere Auflösungen, schaut man sich dann aber an, in welcher Qualität im Print-Bereich gedruckt wird, reicht diese Auflösung komplett aus. Ein weiterer Vorteil laut Joachim Baldauf ist, dass Kunden inzwischen mehr abfragen, als das reine Bild. Häufig braucht man etwa kurze Videos, damit diese in den sozialen Netzwerken geteilt werden können. Mit der NX1 oder NX500 lassen sich also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Ein paar Punkte gibt es dann doch, welche diese Art der Fotografie für den professionellen Einsatz dann doch (noch) nicht so interessant erscheinen lassen. Zum einen ist die Auflösung nicht so hoch, wie es dann eben doch häufig abgefragt wird. Ein weiterer Nachteil ist, dass durch das Videoformat gewisse Parameter begrenzt werden. Längere Verschlusszeiten als 1/24s sind schon mathematisch bei einem 24fps Video nicht möglich. Im Studioeinsatz gab es zudem teils Interferenzen des Videos mit dem Scheinwerfer, auch hier muss man also aufpassen. Für mich ein Hauptargument: Bilder können so nur als JPEG aufgenommen werden. Das Rohdatenformat mit entsprechenden Optionen in der Nachbearbeitung ist somit gesperrt. Laut Joachim Baldauf ist dies inzwischen kaum noch ein Problem, da JPEG-Bilder inzwischen eine sehr gute Qualität bieten und somit nicht zwingend auf RAW zurückgegriffen werden muss.
Fazit: Es gibt Vor- und Nachteile. Ich finde die Art der Fotografie jedoch sehr interessant und geht es nach Joachim Baldauf, könnte hier tatsächlich eine Revolution für die Branche anstehen. Ich schätze, dass im professionellen Bereich die klassische Fotografie Bestand haben wird, für weniger professionelle Einsätze kann diese Art der Fotografie allerdings ein riesiger Schritt werden. Sport, Tiere oder Kinder – welcher Laie hatte hier trotz sonst guter Kamera noch keinen Fall, dass ein Bild den perfekten Moment verpasst hat? Mit 4k-Videos muss man „nur noch“ durch die einzelnen Frames scrollen und das perfekte Bild extrahieren. Der perfekte Moment wird somit fast „zu einfach“. Klar, wir stehen noch am Anfang dieser Entwicklung, aber das Potential ist riesig! Hier ein kurzes Video, wie die 4k-Fotografie funktioniert. Nokia/Microsoft nutzt diese Technik so ähnlich übrigens auch auf dem Smartphone – die Entwicklung ist also deutlich.
Videolink
Pingback: Samsung Capture 4K | mworkz.net
Lustig,habe neulich beim Gewitter ein Video in 4K gedreht und dann die guten Frames rauskopiert.
Und jetzt ein Artikel genau darüber 😀
Interessanter Artikel!
Wenn auch reisserischer Auftakt und einer gewagten These, dass Nikon und Canon neue Innovationen verschlafen hätten 😉
Dies mag aus einer Technikfreak-Sicht so aussehen…
Doch es gibt gute Gründe, weshalb sich zBsp. Nikon in seiner Strategie mehr auf Bildqualität bei LowLight-Bedingungen und Sport-Bereiche ausgerichtet hat. Profis machen nicht jeden Halb-Schritt bei vemeintlichen Innovationen mit.
Genau dieser Artikel zeigt ja, dass zwar Potential vorhanden ist, aber im Profi-Bereich noch wesentliche Einschränkungen vorhanden sind. So bringt zum Beispiel ein Einzelbild aus einem 4K-Video eine bereits brauchbare Auflösung, doch die Bilddynamik lässt sich noch immer nicht mit den Resultaten von Top-Sensoren der DSLRs vergleichen. Erst recht nicht bei eingeschränkten Lichtbedingungen oder hohen Motiv-Geschwindigkeiten.
Auch die „Unbequemlichkeit eines Systemwechsels“ bleibt eine oberflächliche Sicht. Lediglich zwei ansprechende Objektive reichen halt nicht die Bedürfnisse der Berufsfotografen abzudecken.
Hätte Samsung oder Sony tatsächlich eine in der Praxis überzeugende System-Lösung, hätten viele Berufsfotografen längst gewechselt. Bis anhin sind es jedoch für diese Berufsgruppe lediglich „interessante Trends“, mögen aber die Bedürfnisse leider noch nicht abdecken.
Nikon und Canon werden dann Systeme präsentieren, wenn die Technik annähernd die gewünschten Bedürfnisse der Zielgruppe abdecken kann.
Sony zeigt mit der A7 bzw deren Nachfolgern, dass man im DSLM-Bereich deutlich weiter ist und gerade hier haben Nikon und Canon leider nur sehr sehr wenig zu bieten.
Sharp ist mit der Technik mit 8 k Displays weiter und hier hat man sich die nötigen Details. HTC hat im Bereich versagt da die ultra Pixel zu wenig details in Sachen Fotografie hatte.
Sony wird hier Vorreiter mit 8k cam’s.