Lange gab es keine abgespeckte Version von Samsungs Flaggschiffen mehr, dabei waren das Galaxy S3 mini und Galaxy S4 mini erfolgreiche Geräte. Nun bringt Samsung eine abgespeckte Version des Galaxy S10 – nur mini ist hier nichts mehr.
Zeit für ein erstes Hands-On des Samsung Galaxy S10 Lite
Samsung Galaxy S10 Lite Spezifikationen
- 6,7 Zoll Infinity-O sAMOLED-Display, FHD+ (2400×1080 Pixel)
- 48 MP SSC f2.0 mit Tilt-OIS, 12 MP Ultraweitwinkel f2.2, 1,12um, 5 MP Macro, 40mm, f2.4
- 32MP f2.2 Front
- Snapdragon 855 Octa Core
- 8GB RAM
- 128GB interner Speicher, Erweiterung per MicroSD möglich
- 4.500 mAh, Ultra Fast Charging mit 45W
- On-Screen Fingerprintscanner (optisch)
- Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac, BT 5.0
- “Metal-Glass Design” – Kunststoff, Black/White/Blue
- 159x73x8.1mm
- UVP: 649 Euro
Samsung Galaxy S10 Lite: das Hands-On
Samsung Galaxy S10 Lite: Das Design
Das Galaxy S10 Lite ist das erste Lite-Modell seit Jahren, welches die Koreaner für die Flaggschiff-Serie bringt. Das Design passt zu einem Flaggschiff, allerdings hat man schnell den Eindruck, dass es eher zu einem noch kommenden Flaggschiff passt: die riesige Kamera auf der Rückseite erinnert stark an das Design, welches für das kommende Galaxy S11/Galaxy S20 erwartet wird – aber der Reihe nach.
Auf der Front sitzt ein 6,7 Zoll großes sAMOLED-Display und zeigt damit deutlich, dass „Lite“ nicht mehr wie in früheren Generationen mit einem kleinen Gerät gleichzusetzen ist. Während man mit dem Galaxy S10e noch ein kleines Gerät im Portfolio hat, welches nun aber bald vom Markt verschwinden dürfte, ist das Galaxy S10 Lite in etwa so groß wie das Galaxy S10+.
Das Display selber ist mit 2400×1080 Pixeln ausreichend scharf, höhere Auflösung bieten im Alltag nur für die wenigsten Nutzer einen Mehrwert. Das Display bietet dazu die für sAMOLED übliche Farbdarstellung und Blickwinkel. Eine Besonderheit ist das Infinity-O-Display, eine Aussparung die nun mittig liegt und ebenso schon in Richtung des Galaxy S20 geht: während die S10-Serie bislang auf ein Loch in der oberen rechten Ecke des Displays setzte, um hier die Frontkamera zu verstecken, verschiebt man beim Galaxy S10 Lite die Kamera in die Mitte. Dies kennt man bereits vom Galaxy Note10 und erwartet man auch für das Galaxy S20.
Im Display sitzt auch ein Fingerabdrucksensor – ein Unterschied zum Galaxy S10e, bei dem der Scanner im Rahmen saß. Allerdings handelt es sich bei dem Scanner nicht um einen Ultraschall-Scanner, sondern um einen herkömmlichen optischen Scanner. Wie beim Galaxy S10e ist das Display aber nicht groß in einer Edge abgerundet, eine minimale Abrundung im Glas – das war es.
Der Rahmen bietet keine Besonderheit – und keinen unnötigen Bixby-Button, leider aber auch kein 3,5mm Klinke-Anschluss auf der Unterseite. Ein längerer Druck auf den Powerbutton bietet auf Wunsch Bixby. Auf der Rückseite kommt man dann zu einem der wichtigsten Highlights des Galaxy S10 Lite: das riesige Kamera-Modul. Dazu gleich mehr. Erst noch zum Rest der Rückseite: Samsung spricht hier von einem Metal-Glass-Design und hofft offenbar, dass man sich so auf die Kamera konzentriert, dass man keinen Marketing-Bullshit als solchen benennt. Metal-Glass ist hier nichts, es handelt sich um Kunststoff. Dieser ist hochwertig und wenn man es nicht weiß, fällt es nicht weiter auf, dazu bricht Kunststoff nicht so schnell bei einem Sturz, wie es bei Glas der Fall ist – aber Metal-Glass-Design? Quark: Kunststoff.
Alles in Allem ein schickes Gerät, welches schon eine sehr gute Vorstellung davon liefern dürfte, wie das Galaxy S20 aussehen wird. Das muss es allerdings auch, in knapp zwei Monaten kommt das nächste Flaggschiff – ein S10 Lite sähe dann schnell alt aus. Das Galaxy S10 Lite kommt in drei Farben: schwarz, weiß und blau, wobei bei der blauen Version ein Marktstart in Deutschland noch nicht sicher ist.
Samsung Galaxy S10 Lite: Die Hardware
Lite stand bisher eigentlich bei Samsung für eine abgespeckte Version des Flaggschiffs. Das Flaggschiff ist aber nun schon seit fast 10 Monaten auf dem Markt und bei der Hardware hat Samsung den Rotstift offenbar nicht angesetzt.
Unter der Haube schlägt ein Snapdragon 855. Eine bemerkenswerte Wahl. Setzte Samsung im Galaxy S10 bislang noch auf den Exynos 9820 Octa, setzt man im S10 Lite auf den Snapdragon 855. Der Exynos 9820 dürfte einer der Gründe dafür sein, dass Samsung massiv Kritik für die Akkulaufzeit der S10-Serie einstecken musste, das S10 Lite bekommt nun den Snapdragon 855 spendiert, den bei den übrigen S10-Geräten etwa die USA bekamen. Der SoC wird von einem 4.500 mAh Akku befeuert, der zudem Ultra Fast Charging mit 45 Watt beherrscht – bei der „niedrigen“ aber ausreichenden Auflösung und einem effizienteren SoC dürfte die Laufzeit des Galaxy S10 Lite deutlich besser ausfallen, als bei den bisherigen S10-Geräten.
Dazu gibt es 8GB RAM und 128GB internen Speicher, die dazu via MicroSD erweitert werden können. Kurz: Wünsche bleiben hier nicht offen. Hätte Samsung das S10 Lite Anfang 2019 veröffentlicht, wäre es ein starkes Flaggschiff gewesen. Anfang 2020 ist es das eigentlich noch immer, stünden nicht schon neue Flaggschiffe in den Startlöchern.
Samsung Galaxy S10 Lite: Die Software
Hier gibt es keine Besonderheiten: Android 10 mit der neuen One UI 2.0, eine Gestensteuerung die gut funktioniert und wie beim Galaxy S10 mit dem entsprechenden Update zu nutzen ist.
Samsung Galaxy S10 Lite: Die Kamera
Wie rechtfertigt man nun ein Gerät, welches außer einem stärkeren Akku und einem effizienteren SoC keine Unterschiede zu den bisher verfügbaren S10-Geräten bietet? Samsung bläst die Kamera auf. Als Sensor greift Samsung auf einen 48 MP Sensor zurück, der 0,8 um kleine Pixel bietet, ab Werk aber vier Pixel zu einem größeren Pixel zusammenrechnet und so zumindest beim ersten Eindruck eine gute Bildqualität bietet. Nicht intuitiv ist die Umschaltung zwischen zusammengerechneter Auflösung und den vollen 48MP: hier muss man auf das Seitenverhältnis klicken, um eine Option für das gleiche Seitenverhältnis aber die volle Auflösung zu bekommen.
Die eigentliche Neuerung ist allerdings nicht der Sensor, sondern eine spezielle Aufhängung der Linse. Diese nennt Samsung Tilt-OIS. Über diesen können Kamerabewegungen von plus/minus 1-3% ausgeglichen werden. Bei Fotos dürfte das kaum einen Unterschied machen, gerade bei Videos spricht Samsung aber von einer Super Steady Camera (SSC). Diese hat gegenüber der aktuell verbreiteten digitalen Stabilisierung den Vorteil, dass kein Video gecropt und verrechnet werden muss, sondern „analog“ die Linse bewegt und so die Aufnahme selber stabilisiert wird. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Videos werden mit UHD-Auflösung aufgenommen, wirken dabei aber sehr stabil und nicht ruckelig – aber klarer als digital stabilisierte Videos.
Dazu hat Kamera noch eine Macro-Kamera am Start, diese ermöglicht mit einer Brennweite von 40mm Aufnahmen aus sehr geringer Distanz um so sehr detaillierte Macros zu ermöglichen – zwar gibt es so keinen Telezoom, der Verlust dürfte aber verschmerzbar sein. Als dritte Kamera setzt Samsung hinten auf einen Ultraweitwinkel. Eine starke Kombination.
Tl;dr – ein erstes Fazit zum Samsung Galaxy S10 Lite
Samsungs Lite-Modelle waren erfolgreich, solange es sie gab. Das Galaxy S3 mini und S4 mini waren starke Geräte, danach folgte die A-Serie und „Light“ fiel aus dem Sortiment. Beim Galaxy S10 Lite ist „mini“ leider nicht angebracht: das Galaxy S10e mit seinen 5,8 Zoll war lange meine Empfehlung für ein handliches Smartphone. Nun fällt es wohl sukzessiv aus dem P4ortfolio und wird durch das S10 Lite ersetzt. Dieses wiederum ist ein gutes Gerät, allerdings fragt man sich vor allem eines: warum? Mit einer UVP von 649 Euro liegt man fast auf dem Niveau des S10, bei den Features teilweise darüber, beim Design eher beim S11/S20 und das nur wenige Wochen vor dessen Präsentation. Es fühlt sich so an, als hätte Samsung schlicht noch ein paar Wochen warten und das Gerät „S20 Lite“ taufen können. Die Überlegung ändert aber nichts daran, dass Samsung hier ein gutes Gerät vorgestellt hat und gerade beim Akku und bei der Kamera lässt das Samsung Galaxy S10 Lite hoffen.