Warum TouchWiz auf Android 4.0 nicht nur schlecht ist

Eigentlich herrscht Online Einstimmigkeit darüber, dass Samsung bei Android 4.0 derzeit einiges am versauen ist. „Versauen“ ist hier der richtige terminus technicus, schließlich wird das neue, „sexy“ Design von Ice Cream Sandwich in vielen Teilen so von TouchWiz überzogen, dass man mehr an Gingerbread erinnert wird…

Ich sehe das so und wahrscheinlich auch alle, die hier mitlesen. Alle möchten Android 4.0 so schnell wie möglich und am besten so unberührt wie möglich – was man dabei aber vergisst ist, dass wir nicht die einzigen Nutzer sind. Häufig gibt es eben auch die technisch weniger versierten Nutzer, solche für die Ice Cream Sandwich eine amerikanische Süßigkeit ist. Da ist es egal, welche Versionsnummer gerade in den Einstellungen steht, vielmehr ist man zufrieden, wenn alles bekannt ist, funktioniert und man sich um nicht viel kümmern muss. Samsung muss also auch an die Nutzer bei Updates denken, die sich alles mühevoller aneignen mussten, für die Android eben nicht absolut intuitiv aufgebaut ist. 

Setzt man nun einem solchen Nutzer ein komplett unangetastetes Android vor die Nase, dann ist dieser regelmäßig wenig angetan von dem Update, aus deren Sicht „hat Samsung es dann versaut“. Samsung muss also auch Rücksicht auf diese Nutzer nehmen. Allerdings muss hier Kritik erlaubt sein: die Firmware vom Samsung Galaxy Nexus ist etwa 200 MB groß, Samsung legt TouchWiz dran und derzeit sind die (frühen und experimentellen) ROMs für das Galaxy Note um 500 MB groß. Unnötig.

Wie kann man jetzt beides vielleicht ein wenig verbessern? Mit einem zu deaktivierenden TouchWiz-Launcher, also der normalen Android 4.0-Oberfläche als Alternative, damit würde zwar nicht die Größe der Firmware schrumpfen, aber zumindest der Nutzer in der Wahl seiner Oberfläche weniger eingeschränkt – doch auch hier muss Samsung verstanden werden.

Wenn man tatsächlich „nacktes“ Android einsetzen würde, dann wäre man nur ein Hardware-Hersteller. In Zeiten wo Content Trumpf ist, wäre dieser Schritt also absolut gefährlich, denn auf der Hardware-Ebene gleichen sich die Hersteller doch immer weiter an. Längst haben alle Flaggschiffe Dual-Core Prozessoren, bald sogar Vierkerner. Längst sind die Auflösungen hoch und die Geräte flach – es entscheiden also immer mehr lediglich kleine Nuancen die Smartphone-Wahl. Hier eine eigene Oberfläche bei dem weit verbreiteten Android anzubieten, die in den Augen von einigen sogar einen Mehrwert bietet, ist einfach eine weitere Nuance die für die eigene Marke sprechen kann. Allerdings muss man sagen, dass ein deaktivierbarer TouchWiz-Launcher diese Feinheit bei Samsung-Smartphones vernichten könnte, also geht man dieses Risiko nicht ein – und ist damit in bester Gesellschaft. Alle „großen“ Smartphone-Hersteller setzen bei Android auch auf eine eigene Oberfläche. Wer diese nicht mag muss halt zur Nexus-Reihe greifen, hier kommt nacktes, unangetastetes Android zum Einsatz – oder man setzt eben auf einen der zahlreichen Launcher im Android-Market, viele bieten hier ein Android 4.0-ähnliches Design.

Also, TouchWiz ist nicht nur schlecht – im Gegenteil, es charakterisiert Samsungs Android und garantiert, dass trotz Updates weniger versierte Nutzer immer ein ähnliches Android sehen. Über die Umstände sollte man vielleicht den einen oder anderen Gedanken verlieren…

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10 thoughts on “Warum TouchWiz auf Android 4.0 nicht nur schlecht ist

  1. oft wird vergessen, dass touchwiz nicht nur ein launcher ist. viele funktionen wie zum beispiel die widgets in der benachrichtigungsleiste, facebook und twitter synchronisation im telefonbuch, ein musikplayer, der auch musik beispielsweise per bluetooth versenden kann, ein dateimanager, ein video player, der viel mehr formate stromsparend abspielen kann als der von google… dann noch die ganzen hubs, auch wenn sie nicht von vielen benutzt werden.
    insgesamt ist das schon eine ganze menge, was dem galaxy nexus zum beispiel fehlt. nicht jeder möchte sich roms flashen, oder erstmal den gesamten market nach den besten standard apps abgrasen, sondern ein gutes gesamtpacket bekommen. daher gibt es auch keine unberührten androids abgesehen von den 3 nexussen (ist das die pluralform?)
    daher ist ein update von touchwiz auf pures google einfach nur unsinn für jeden hersteller.
    google sollte sich lieber mit den herstellern auf gewisse regeln und standards einigen, um trotz der herstelleranpassungen schnelle updates zu garantieren. aber davon ist man noch meilenweit entfernt.

  2. So und nicht anders. Es gibt so viele die immer nur wegen der herstellereigenen Oberflächen motzen, aber das sind meistens nur die, die sowieso in der Lage sind Custom-Roms zu flashen. Und wer das nicht will kann, wie schon geschrieben, auf andere Laucher ausweichen. Aber ich muss sagen dass mir TouchWiz, seit ich den GO Launcher EX habe, nicht mehr gefällt. Anfangs war ich immer begeistert von TouchWiz, aber es bietet wenige Einstellmöglichkeiten an der Oberfläche, da ist der GO Launcher weit voraus. Dass man bei Version 4 (noch) nicht die Animationen abschalten kann stört mich auch, ich habe die immer deaktiviert um Akku zu sparen…

  3. Vor allem finde ich es nicht schlecht von Samsung das die Kamera App nicht in dem release waren. Außerdem haben die nicht mal die Schortcuts von Apps Widget und Market im Menü integriert.
    Samsung sollte es wirklich so machen das man TW deaktivieren kann. Mein Note wäre dann ein Traum.

  4. Ich verstehe nicht, wie die Option, TouchWiz zu deaktivieren, Samsung schaden könnte. Jeder nicht versierte Nutzer würde sich weiterhin über die vertraute Oberfläche freuen und wahrscheinlich nicht mal wissen, dass sie abschaltbar ist. Man könnte ja auch weiterhin mit TW werben, nur eben beispielsweise übers Internet ein "Pure ICS"-Pack anbieten. Für die, die es wirklich wollen. Und grade in Zeiten von Sense, TW und co wäre diese Option mal ein echtes Feature!

  5. Ich kann mich dem nur anschließen – bin selbst ein derbes Gewohnheitstier 😉
    Aber in erster Linie kommt es mir auf die Funktionalität und Performance an. Wenn es da Samsung gelingt diese verlustfrei in TouchWiz zu integrieren, dann können die wegen meiner gern bei TW bleiben. Einem S2 oder Note tun die "paar" MB mehr keinen Abbruch 😉 –
    Vielmehr als die Oberfläche stören mich vorinstallierte Apps die ohne Root nicht zu löschen sind. Nicht wegen dem Speicher, aber die laufen teils derbe im Hintergrund mit :/
    Sollten die nicht unter ICS zu deinstallieren sein?

  6. Nicht eine Deaktivierung von TouchWiz, sondern eine Anpassung ist in meinen Augen der entscheidende Punkt. Der Mist wurde ja offenbar nicht viel weiterentwickelt, im Gegensatz zu HTC ist man hier im Hintertreffen. Die Jungs aus Taiwan haben Sense 4.0 so weiterentwickelt, dass tatsächlich der Look von ICS durchkommt und zugleich man die nützlichen Erweiterungen von Sense nutzen kann, welche noch um viele kleine aber interessante Dinge erweitert worden.

    Samsung sollte also nicht nur die Hardware weiterentwickeln, sondern auch die Software. Bei TouchWiz hab ich aber immer dieses "das war vor 3 Jahren schon so"-Gefühl. Daher ist Sense auch objektiv betrachtet beliebter als TouchWiz.

    • Ich seh das mit Sense etwas anders. Sense ist meiner Meinung nach definitiv die Obeerfläche, welche am altbackensten aussieht. Die Notification Bar, die Icons. Sieht alles unheimlich unmodern aus, wie ich finde. Toll ist TouchWiz jetzt aber genausowenig.

      Seit Android 4.0 sieht das Standard Android wohl mit großem Abstand am besten aus, weil Google nun auch mehr Wert auf Design legt.

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