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Die mobile Industrie wartet derzeit auf den nächsten großen Boom. Nachdem 2007 mit dem iPhone das erste ernstzunehmende Smartphone auf den Markt kam und seit drei Jahren nun auch Tablets auf dem Vormarsch sind, warten viele auf den Boom der „Wearables“.

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In diesen „Wearables“, also smarten Gadgets die wie Kleidung am Körper getragen werden, liegt für viele einer der wichtigsten Schauplätze der mobile Industrie in der Zukunft. Die Samsung Galaxy Gear ist Samsungs erste Smartwatch und in den Augen vieler besonders so früh erschienen, um der Konkurrenz und allen voran Apple zuvorzukommen. Ob dieser Start zu früh war, oder ob die Galaxy Gear den Erwartungen an eine Smartwatch gerecht wird …

Die Spezifikationen:

  • 800 MHz Exynos 4212
  • 512 MB RAM
  • 4 GB interner Speicher
  • Bluetooth 4.0 LE / NFC
  • 1,63 Zoll SAMOLED Display mit 320×320 Pixeln
  • 1,9 MP CMOS BSI Kamera, 720p Video
  • Beschleunigungsaufnehmer / Gyro-Sensor
  • 36,8 x 56,6 x 11,1 mm bei 73,8 Gramm
  • 315 mAh Akku / 150 Stunden Standby 
  • 2 Mikrofone, 1 Lautsprecher

Der Akku und das Aufladen:

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Generell wird der Akku von Smartwatches als Knackpunkt gesehen. Als Samsung die Galaxy Gear präsentierte, war häufig von nur 10 Stunden Lautzeit die Rede. Ich hatte nie Probleme über zwei volle Tage zu kommen. Sicher keine Glanzleistung, aber ok. Einzig nervig: Geladen wird nur über eine separate Ladeschale, ein MicroUSB-Anschluss wie bei der Sony Smartwatch 2 fehlt leider bei der Galaxy Gear.

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Verarbeitung und Design:

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Die Samsung Galaxy Gear ist eine Smartwatch und als solche natürlich an das Design einer herkömmlichen Armbanduhr angelegt. Erstaunlich niedrig ist dabei das Gewicht, die Samsung Galaxy Gear wiegt 73,6 Gramm. Für eine Armbanduhr dieses Formats ist dies überraschend wenig, was besonders durch den Einsatz von Kunststoff auf der Rückseite der Uhr und im Armband realisiert wird. In der von uns getesteten weißen Version erinnert dieser Kunststoff irgendwie an Krankhaus-Tabletts, von Uhren ist man sonst einfach wertigeres gewohnt – in der Regel gibt es zumindest Metall auf der Rückseite.

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Das Design ist natürlich immer Geschmackssache, das der Galaxy Gear ist aber meiner Meinung nach eine durchaus gelungene Mischung aus Retro-Design und Hightech unter der Haube. Einzig mein innerer Monk liegt wimmernd in der Ecke: Samsung hat rund um das 1,63 Zoll große SAMOLED-Display vier Schlitzschrauben versenkt. Diese verleihen zwar dem Gerät insgesamt ein wertiges Äußeres, allerdings scheint die Ausrichtung bei der Auslieferung willkürlich. Mit einem Schraubenzieher musste ich die Schrauben erstmal so drehen, dass es mir passte.

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Die Schnalle ist etwas dicker geraten durch einen eingebauten Lautsprecher, im Vergleich mit einem sonst üblichen Verschluss ist die Dicke aber noch gerade in Ordnung. Die Verstellung der Größe ist zudem einfach zu meistern.

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Das Display und die Uhr.

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1,63 Zoll groß, SAMOLED, 320×320 Pixel – für eine Uhr erstaunlich gut. Nachts wird man das Display lieben, bei knallender Sonne muss man entweder in den stromfressenden Outdoor-Modus wechseln, oder aber mit einer wenig guten Ablesbarkeit leben – eine automatische Helligkeitsregelung fehlt leider.

Es ist – anders als das der Sony Smartwatch 2 – nicht dauerhaft aktiv. Entweder per Kopfdruck oder aber per Geste die sich in dem Gear Manager einstellen lässt, aktiviert man das Display. Mit ein wenig Übung eine gute Lösung. Die Uhr ist grundsätzlich ja das wichtigste Merkmal an einer … Uhr und hier ist die Galaxy Gear grundsätzlich eine feine Sache. Eigene Hintergrundfarben und mit der App „Watch Styler“ auch eigene Designs (ja, bei den xda-developers gibt es sogar eine Vorlage für die Uhr aus Knight Rider!) machen die Uhr komplett individualisierbar. Ich nutze die Uhr auch gerne während Klausuren, dauerhaft aktivieren lässt sich das Display allerdings nicht – nach spätestens 5 Minuten schaltet dieses sich ab und selbst das dürfte bereits genug an dem 315 mAh Akku nagen.

Kamera und Telefon: Spielereien

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Ja, man kann mit der Galaxy Gear telefonieren. Mit zwei Mikrofonen in der Uhr und einem Lautsprecher in der Schnalle ist dies möglich. Dazu muss man sich dann die Gear entweder extrem ungewohnt an das Ohr halten, oder aber man kann „Knight Rider“ spielen und mit seinem Arm reden. In der Theorie mag das cool sein, in der Praxis wirkt man ähnlich dämlich wie bei Selbstgesprächen mit Siri oder S Voice in der U-Bahn oder der Telefonie mit 20 Euro Bluetooth-Handschuhen im Winter. Ich habe zwei mal mit der Gear telefoniert, im Auto mag es praktisch sein, ansonsten für mich eine reine Spielerei. Auf die Lautsprecher in der Schnalle könnte man meiner Meinung nach daher gerne verzichten. Dass man mit der Galaxy Gear nicht autark telefonieren kann wurde in einigen Testberichten kritisiert – mir ist es herzlich egal, selbst wenn das möglich wäre, würde ich es nicht machen. Praktisch ist es allerdings, dass auch im Lautlos-Modus eingehende Anrufe auf der Gear angezeigt werden – so verpasst man keinen Anruf versehentlich.

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Auch eine Kamera ist in der Galaxy Gear zu finden. Sie löst mit 1392×1392 Pixeln nicht nur sehr schlecht auf, sondern hat zudem kaum Funktionen. Der Sinn der Kamera in einer Uhr wenn man ohnehin das Smartphone dabeihaben muss, um die Uhr zu nutzen erschließt sich mir überhaupt nicht. Das Galaxy Note 3 hat eine 13 MP Kamera, die Gear gerade knapp 2 MP – warum sollte ich mir dann quadratische Bilder auf der Gear antun? Zudem fühlt man sich beim Fotografieren mit der Gear, als hätte es nicht ganz zum James Bond gereicht. Für mich – ohne bisher nützliche verfügbare Apps – eine reine Spielerei. Vielleicht kommt da in Zukunft noch etwas, bisher hätte man meiner Meinung nach gerne auf den Sensor verzichten können. Ein Nebeneffekt wie auch bei den Google Glasses ist übrigens, dass sich das Gegenüber permanent beobachtet fühlt, legt man die Gear dann auf die Kamera, dürfte diese recht schnell zerkratzen.

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Die Software:

Ich hatte dieses Review eigentlich schon fertig getippt. Die Überschrift sollte „Galaxy Gear: Die Uhr mit dem Google Glass-Problem“ lauten. Einfach, da die Galaxy Gear über lange Zeit nicht viel konnte. Ein paar Benachrichtigungen von Samsung-Diensten, die Uhrzeit und Runtastic Pro, das war alles. Seit wenigen Tagen gibt es jedoch ein Update und dieses hat mein Bild von der Galaxy Gear ziemlich geändert. Inzwischen lassen sich auch Benachrichtigungen für andere Apps auswählen. So können etwa WhatsApp-Nachrichten angezeigt werden (wenn diese keine Bilder enthalten) oder aber Emails etwa bei Gmail auf der Uhr überflogen werden. Klar, um zu antworten müsste das Smartphone wieder aus der Hosentasche geholt werden – mit den Benachrichtigungen kann man sich dies aber häufig sparen, weil man schon auf der Uhr sieht, ob sich eine Antwort überhaupt lohnt.

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Im Alltag lernt man die Galaxy Gear für die Notifications lieben. Wenn man das Smartphone auf lautlos hat, werden eingehende Anrufe auf der Uhr angezeigt, WhatsApp, Twitter und Gmail ebenfalls – die Notification LED des Galaxy Note 3 braucht man eigentlich nicht mehr. Wer möchte, kann WhatsApp und Co auch auf der Gear öffnen und sich dann auf dem Smartphone anzeigen lassen. Nice to have.

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Ansonsten ist die Bedienung simpel: Ein paar einfache Gesten helfen bei der Navigation. Diese ist damit erstaunlich komfortabel, obwohl nur eine physische Taste an der Galaxy Gear zur Verfügung steht. Auf 1,63 Zoll kann man so sogar einen Taskmanager aufrufen (ob das auf einer Uhr nötig ist sei dahingestellt) und auch schnell die Displayhelligkeit und Lautstärke regeln. Auch das erste Verbinden ist einfach: In der Rückseite der Ladeschale ist NFC integriert, hält man das Galaxy Note 3 oder Galaxy S4 nun mit der Rückseite an die Rückseite der Galaxy Gear, verbinden sich die beiden Geräte automatisch über Bluetooth 4.0. Einziger Nachteil: Das Galaxy S III und Galaxy Note II sind noch nicht kompatibel – pünktlich zum Weihnachtsgeschäft sollte aber das Update auf Android 4.3 zu haben sein, hiermit wird dann auch die Galaxy Gear unterstützt.

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In den Samsung Apps steht eine eigenen Kategorie für „Galaxy Gear Apps“ zur Verfügung. Neben „Watch Styler“ fand ich hier besonders Runtastic wichtig. Ich hatte eh Runtastic Pro auf dem Note 3, mit der Erweiterung auf der Gear lässt sich dann die zurückgelegte Strecke und die Geschwindigkeit auf der Uhr anzeigen. Extrem praktisch, wenn das Galaxy Note 3 in einer Armtasche beim Laufen verstaut ist.

tl;dr: Das Fazit, Top oder Flop?

Zwei Wochen lang war hier ein ziemlich klares „Flop“ zu finden. Zu wenig Funktionen gaben mir einfach keinen Gegenwert für ein 300 Euro-Gadget. Nach dem letzten Update musste ich dann die Review über den Haufen werfen: WhatsApp, Gmail, Anrufe, Twitter – damit habe ich eigentlich alles auf der Gear, was es anzuzeigen lohnt. Sauber. Der Akku hält zwei Tage bei starker Nutzung – fünf wären besser, aber es lässt sich noch erstaunlich gut aushalten. Die Nummer mit der Ladeschale nervt. Trotzdem bleibt es eine v1, eine erste Version von Samsungs Interpretation einer Smartwatch. Telefonieren muss ich mit meiner Uhr nicht können und auch Fotos mache ich lieber mit dem Smartphone. Würde man mir eventuell noch eine Fernauslöser-App auf der Gear für meine NX300 (inklusive manuell einstellbarer Blende & Verschlusszeit) geben, würde mir das als Fotofunktion ausreichen – ein eigener Sensor wird einfach zu groß oder zu schlecht. Wenn Samsung Kamera und Lautsprecher entfernt und dafür dann einen größeren Akku einbaut und vielleicht ein wertigeres Armband einbaut, wäre die Gear zu einem geringeren Preis als fast 300 Euro für mich interessanter. Als v1 finde ich die Gear ok, ich brenne aber schon jetzt auf den sicherlich irgendwann erscheinenden Nachfolger, der einiges hoffentlich besser machen wird. Mal sehen, ob ich bei der Galaxy Gear vor Weihnachten schwach werde, wenn der Preis noch etwas fällt – nach dem letzten Update werde ich mein Testgerät jedenfalls vermissen.

Videolink

Empfehlung: Samsung Galaxy GEAR

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24 thoughts on “Samsung Galaxy Gear Testbericht: Was kann Samsungs Smartwatch?

  1. Hallo zusammen, ist die Gear inzwischen mit einem Samsung S5 Mini und dem Note 10.1 (2014 Edition) kompatibel? Weiß das jemand zufällig? Danke für die Antwort.

  2. Hallo, ich habe seit gestern das neue Gear Update und jetzt macht die Uhr Probleme beim laden, hat sonst noch wer Probleme damit?
    Danke für eure Antworten.

  3. Ich verstehe nicht, wieso man das mit der Cam so negativ sehen kann. Ich mache viele Erinnerungsfotos, bei denen mir die Auflösung relativ egal ist – je kleiner (wenig Speicherplatz) desto besser. Mit der Gear kann man bequem (und unauffällig) überall dort knipsen, wo ich früher ein Notizblock verwendet hätte; mir gelingen mit dem Teil richtig gute, lebendige Schnappschüsse.

  4. Also das Knarzen kommt beim Telefonieren und S-Voice vor, wenn das Note3 etwas weiter entfernt liegt..5 Meter etwa. Habt Ihr auch diese Phänomen?

  5. Hi, habe Heute meine Gear erhalten…echt super nur mit einem Problem..der Sound knarzt ab und zu..nun weis ich nicht, ob das normal ist oder ein defekt.

  6. Hallo Lars, ich habe die Gear seit einigen Tagen und bin seit dem Update sehr zufrieden. Allerdings kommt es immer wieder vor daß ein Mail (Exchange) nicht auf der Gear ankommt …nicht 100 % jede Mail kommt an…auch bei WhatsApp immer wieder mal kein „Piep“ auf der Gear. Was mich am meisten stört (und zuerst habe ich mich gefreut daß Gear und Note 3 in meinem MB schön über Bluetooth mit Command verbunden waren). Ich musste aber leider feststellen daß bei Koppelung von beidem nur ein abgehaktes telefonieren im MB über die Freisprecheinrichtung möglich ist. Entkoppel ich die Gear funktioniert es wieder mir dem ordentlichen telefonieren. In Bezug auf Doppelkoppelung von meinem Sennheisser VMX 200 Headset und Gear funktioniert das telefonieren gut. Denke daß das Command im MB noch Bluetooth 2 ist und es deshalb Probleme gibt. Oder was meinst Du ? Gruss Thomas

  7. Hallo Lars.

    Danke für den SUPER Berricht. Eine frage. Wie lange muss die Gear an die Strippe?

    Ich bin zwar heiß auf das Teil bin aber noch etwas unsicher. Vielleicht sollte ich auf den Nachfolger warten.

  8. mein senf dazu: solche uhren sind noch nicht ganz ausgereift. die aktuellen entwicklungen werden sicher dazu beigetragen, dass sich die technik deutlich verbessern wird. akku, display, software, verarbeitung und die intuitive bedienung. auch wenn ich nie so ein produkt kaufen werde, ich trage keine uhren, freue ich mich auf die technik der zukunft 😉

  9. Lars, du denkst über die Funktionen gleich wie ich.
    Telefonieren und Fotografieren braucht glaub ich keiner bei einer Uhr.
    Deswegen habe ich mich für die SW2 entschieden und bin bis jetzt auch sehr zufrieden 😉

  10. Wenn das Teil nur halb so dick wäre, würde ich sogar über die Option nachdenken mich zu Weihnachten damit selbst zu beschenken… 🙂 Leider sieht man auf keine Fotos von der Gear von der Seite, wenn man diese am Handgelenk trägt.
    Danke dennoch für den ausführlichen Einblick und gut zu lesenden Bericht.

  11. Mir fehlt im Testbericht das Thema Musik. Kann das Note 3 damit umgehen, wenn ich ein Bluetooth Headset und die Geard verbunden habe und auf der Gear die Songs steuern will? Welche Steuerungen der MP3 Player App werden auf der Gear unterstützt? Ansonsten les ich immer wieder gerne die Beiträge bei euch. LG aus Österreiche

  12. Wieder ein sachlich guter Testbericht. Man sollte noch erwähnen das die Kompatibilität mittlerweile gewachsen ist, mit Android 4.3 auch auf dem S3 & S4 und sicherlich bald auch mit Note2.

  13. Die Schraube links oben sieht für mich so aus, als wenn Du den Schlitz nicht in den gleichen Winkel gedreht hast wie bei den anderen Schrauben! Ansonsten aber Danke für den ausführlichen Bericht! :))

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