Google stellt Android Wear vor – schicke Smartwatches von LG und Motorola, was macht Samsung?

Manchmal muss man sich über das Timing in der Technik-Welt doch leicht wundern. Samsung hat vor knapp drei Wochen im Rahmen des MWC mit den Gear 2 Modellen und der Gear Fit direkt drei neue Smartwatches vorgestellt, die nicht wie die Galaxy Gear auf Googles Android sondern auf Tizen OS setzen.

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Gestern ist nun die SDK, die Entwickler-Umgebung für passende Apps freigegeben worden. Einen Tag später haut Google mächtig auf den Tisch und plötzlich sehen Samsungs Smartwatch Ambitionen fast langweilig aus. Ein neues Android für Wearables und mit LG und Motorola direkt zwei große Hersteller die darauf setzen und dazu auch noch mit beeindruckenden Smartwatches aufwarten.

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Android Wear ist dabei ein scheinbar abgespecktes Android was besonders auf Google Now setzt und entsprechende, bereits von Smartphones bekannte Karten bieten. Durch Android Apps und deren Anbindung soll man die letzten Meldungen und Updates aus den sozialen Netzwerken, Chats und News bekommen. Zudem ist die Anbindung an Googles Spracheingabe optimiert, sodass man Fragen in die Uhr sprechen kann und über Google Now entsprechend Antworten erhält. Auch nicht fehlen darf das Thema Fitness und so soll Gesundheit und Fitness leichter und in Echtzeit zu überwachen sein. Android Wear ist als Multiscreen-OS ausgelegt und soll das Android OS eures Smartphones um ein weiteres kleines Display etwa am Handgelenk erweitern.

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Unter dem Strich klingt hier vieles bekannt. Samsung hatte bereits mit der Galaxy Gear Notifications von Android Apps zumindest in einem späteren Update ermöglicht, Spracheingabe gab es per S Voice und Fitness gab es zumindest über Apps wie Runkeeper, wobei hier die Gear 2 Modelle mit Pulsmesser natürlich fortgeschrittener sind. Android Wear dürfte allerdings gegenüber den neuen Gear-Modellen den Vorteil bieten, dass eine ungleich größere Anzahl von Entwicklern Apps bereitstellen wird. Das Android-Ökosystem ist hier nicht zu schlagen, höchstens eine iWatch von Apple wird hier mithalten.

Auch ein Knaller sind die gleichzeitig von LG und Motorola angekündigten Smartwatches. Die LG G Watch erinnert auf dem bisher bekannten Bild dabei an die Samsung (Galaxy) Gear:

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Ungleich mehr Begeisterung lässt sich in den sozialen Netzwerken über die Moto 360 finden, eine Smartwatch mit rundem, dünnen Gehäuse und scheinbar riesigen, hochauflösenden Display. Zudem deutet sich auf der Rückseite auch ein Pulsmesser an.

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Optisch jedenfalls ein Knaller und als Betriebssystem gibt es Android Wear. Was allerdings bei der Moto 360 einen Nachgeschmack hinterlässt ist die Frage nach der technischen Machbarkeit: Runde Displays galten bisher immer als schwer herzustellen und entsprechend teuer. Dazu das flache Gehäuse, es bleibt abzuwarten, ob die Uhr später tatsächlich so aussehen wird wie es die Computer-Renders nahelegen. Es würde mich nicht wundern, wenn sich die Smartwatch verspätet und wenn sie kommt verhältnismäßig teuer wird. Hier wird man abwarten müssen, trotzdem bleibt die Uhr eine Schönheit und wird von vielen als erste gern zu tragende Smartwatch bezeichnet. Sexy ist sie auf jeden Fall.

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Die große Frage ist, was Samsung nun machen wird. Natürlich gehört der erfolgreichste Hersteller von Android-Geräten auch zu den Partnern des neuen Android Wear. Es bleibt aber die Frage, wie die Gear 2 und Gear Fit in das Bild passt. Hier wollte Samsung scheinbar Probleme mit der Galaxy Gear umgehen und die Chance ergreifen, ein auf Uhren optimiertes Betriebssystem zu bringen – mangels Android-Alternative wären so vielleicht entsprechend Entwickler zu begeistern und Tizen OS endlich vernünftig als Betriebssystem zu positionieren.

Android_wear-ecosystem

Nun gibt es allerdings Android Wear. Ein Update der Galaxy Gear auf das neue Android für Wearables erscheint unwahrscheinlich und angesichts der Tizen-Smartwatches dürfte es auch fraglich sein, ob Samsung die eigenen Uhren durch eine Smartwatch mit Android Wear „angreifen“ wird. Andererseits bleibt Samsung kaum eine andere Wahl, will man im Bereich der Wearables auf den gleichen „Galaxy“-Drive setzen, der bei Smartphones so erfolgreich war. Auch wenn man die bisher zahlenmäßig erfolgreichste Smartwatch auf dem Markt hatte, hat man nun ein Problem. Die Sache mit den smarten Uhren hat durch Android Wear einen neuen Drive bekommen. Es kocht nicht mehr jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, die Daseinsberechtigung von Tizen erscheint fragtlich. Noch dauert es ein wenig bis zum Start von Android Wear, in der zweiten Hälfte 2014 wird es aber spannend. Vielleicht hat Samsung ja gerade wegen Android Wear und der engen Einbindung der Google Dienste, insbesondere Google Now, den Wechsel auf Tizen gewagt.

Mit Bildern von Verge, LG und Motorola

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